Dies ist die Geschichte einer unglaublich starken Frau und Mutter von 3 wundervollen Kindern! Eine Geschichte aus dem wahren Leben, denn wer kennt sie nicht? Diese Angst davor, dass mit dem eigenen Kind etwas nicht stimmen könnte? Dass es eventuell nicht der sogenannten “Norm” entsprechen könnte oder zumindest dem, was unsere Gesellschaft als “normal” empfindet? Schon bevor uns die liebe Jasmin ihren Beitrag zur Verfügung gestellt hat, war uns klar, dass dies ein ganz besonderer Artikel sein wird. Aber unsere Vorstellungen wurden weit übertroffen, denn dieser Beitrag ist so viel mehr! Er öffnet Augen, er berührt Herzen und er macht Mut!
Aber überzeugt euch selbst davon! Denn Jasmin hat sich bereit erklärt, ihre ganz eigene, persönliche Geschichte mit uns allen zu teilen.
Von Jasmin / lunancaja
Mein Mann und ich sind seit fast 16 Jahren zusammen und obwohl wir am Anfang unserer Beziehung noch relativ jung waren, waren wir uns schnell einig, dass wir irgendwann mal 3 Kinder haben möchten. Doch nach der zweiten Schwangerschaft, die mit einer ungeplanten Hausgeburt mit hohem Blutverlust und erneuten starken Blutungen nach zwei Wochen wegen unentdeckter Plazentaresten in der Gebährmutter endete, zerschlug sich der Traum von einem dritten Kind erst einmal. Mein Mann hatte “zuviel” Blut gesehen und wollte meine Gesundheit wegen einer dritten Schwangerschaft nicht aufs Spiel setzen. Mein Wunsch nach einem weiteren Kind war nach wie vor sehr stark und vier Jahre später war mein Mann auch wieder offen für unser drittes Wunschkind.
Ich wurde dann auch relativ schnell wieder schwanger und da ich mit 34 auch noch nicht zu den Spätgebährenden zählte, nicht rauchte und generell keinen Alkohol mag und wir ja auch schon Eltern von zwei gesunden Kindern sind, hatten wir uns auch keine Gedanken darüber gemacht, was wäre wenn mit dem Baby etwas nicht in Ordnung wäre. Mir ging es in dieser dritten Schwangerschaft in der Anfangszeit sogar besser, als in meinen zwei Schwangerschaften zuvor. Als mir meine Frauenärztin dann einen Termin zur Nackenfaltenmessung anbot, bei dem sie ein ganz neues Ultraschallgerät testete, willigte ich ein. Aber mehr mit dem Hintergedanken, durch das neue Gerät ein paar schöne Ultraschallaufnahmen von unserem Baby zu bekommen.
Bei diesem Termin war alles wie es sein sollte, unser Baby entwickelte sich zeitgerecht und es gab keinerlei Auffälligkeiten, auch der NT Wert lag in der Norm. Eine Woche später rief meine Frauenärztin an und teilte mir mit, dass meine Blutwerte auffällig seien und sie mir einen Termin zur Feindiagnostik in der Frauenklinik gemacht hat. Im gleichem Atemzug sagte sie aber auch, dass dies öfter vorkommen würde und nix zu heißen hatte.
Da mein Mann arbeiten musste, nahm ich meine Schwester mit zum Termin. Im Wartebereich der Frauenklinik lief ein Vater mit seinem behinderten Kind über den Flur und das war für mich instinktiv der Moment, in dem ich wusste, mein Baby im Bauch ist anders. Der Feindiagnostiker fand dann auch sogenannte Soft Marker, die u.a. auf einen Chromosomenfehler hindeuten können. Meine Schwester und ich hörten uns ganz ruhig an, welche Vermutungen der Arzt schilderte. Eigentlich bin ich ein sehr emotionaler Mensch, der relativ schnell weinen muss, aber da weinte ich komischerweiße nicht. Meine Beine zitterten etwas und alles kam mir so surreal vor, als der Arzt mir einen Termin zur Fruchtwasseruntersuchung empfohl und auch die direkte Frage, was ich tue wenn sich der Verdacht auf Trisomie21 bestätigen sollte, fand ich mehr als unangebracht. Ich blieb weiterhin sehr ruhig und ging nach diesem Termin mit meiner Schwester erstmal einen Kaffee trinken. Das, was mir der Arzt soeben mitgeteilt hatte, konnte mich nicht aus der Bahn werfen. Klar war ich durcheinander und meine Gedanken drehten sich im Kreis, aber an diesem Tag machte ich mir mehr Gedanken darüber, wie ich meinem Mann schonend davon erzähle, dass unser Baby wahrscheinlich mit Down Syndrom zur Welt kommen wird. Ich hatte etwas Angst davor, Angst vor seiner Reaktion. Er hat nach vier Jahren seine Ängste doch noch über Bord geworfen und jetzt soll ich ihm mitteilen, dass wieder nicht alles “normal” ablaufen wird. Aber er hat großartig reagiert und blieb wie ich ganz ruhig. Der einzige Unterschied war, dass mein Mann im Gegensatz zu mir noch etwas Hoffnung hatte, dass sich die Diagnose doch nicht bestätigt. Mein Mann wünschte sich, dass ich die Fruchtwasseruntersuchung durchführen lasse, um Gewissheit zu haben. Der Termin war für den 11. August angesetzt und ich hatte Angst davor. Keine Angst vor der langen Nadel oder dem Eingriff an sich, sondern Angst davor mein Baby dabei zu verlieren. Obwohl ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher war, ob ich ein Baby mit Trisomie21 bekommen möchte oder kann, es klingt komisch und ich kann es nur schwer erklären, aber ich war nicht nur eine Frau, die Angst hatte ein Kind mit Down Syndrom großzuziehen, sondern auch Mutter mit einem Baby im Bauch, das ich mir so gewünscht hatte.
Bei der Fruchtwasseruntersuchung hatten wir uns für einen Schnelltest entschieden, bei dem man einen Tag nach der Entnahme des Fruchtwassers ein vorläufiges Ergebnis erhält. Es war der 12. August 2015. Am 12. August ist meine Schwester geboren und ich dachte immer wieder es kann nicht sein, dass ich am Geburtstag meiner Schwester erfahre, dass mein Baby Trisomie21 hat. Ich dachte, es darf irgendwie nicht sein, dass dieser Tag mit dieser Nachricht behaftet ist. Aber es kam anders, der Arzt am Telefon bestätigte was ich tief in mir eigentlich schon wusste, unser Baby wird mit einem Chromosom mehr zur Welt kommen. Ich nahm dieses Ergebnis auch wieder sehr ruhig entgegen und erkundigte mich noch nach dem Geschlecht des Babys – ein Junge. Auch wenn das jetzt nicht alle verstehen, aber in diesem Moment hatte ich sehr gehofft, dass unser Baby ein Mädchen wird. In meiner Vorstellung kam es mir einfacher vor mich als Frau später mal, gerade wenn Probleme auftreten, in eine Down Syndrom Frau hineinzuversetzen als in einen Mann.
Die nächsten Monate sind in Kurzform schwer zu beschreiben, es waren die schwersten und die aufschlussreichsten Monate in meinem Leben. Ich war schwanger mit einem Baby mit Down Syndrom und fortan befand sich gefühlt eine dunkle schwarze Wolke über mir. Mein Mann und ich konnten weiterhin gut mit der Diagnose umgehen. Ich bin nicht zusammengebrochen und mir war auch wichtig mit Nachbarn, Freunden und der Familie offen mit diesem Thema umzugehen. Zu diesem Zeitpunkt war auch noch nicht sicher, ob wir unser Baby bekommen. Die Familie von meinem Mann wollte nicht, dass unser Baby zur Welt kommt und besonders mein Mann stand massiv unter Druck.
Diese Zeit war für uns als Paar nicht immer leicht. Ich hatte unser Baby im Bauch und konnte nicht mit Freude schwanger sein. Ständig wurde ich gefragt, ob es mir gut geht – mir ging es nicht wirklich schlecht. Aber dieser enorme Druck von außen kostet viel Kraft und ich hatte das Gefühl umso stärker der Druck wurde, umso stärker wurde ich. Natürlich hatte ich Tage, an denen ich dachte, ich möchte dieses Baby nicht haben, machte mir Gedanken, ob ich meine großen Kindern dem Druck und manchmal dem Negativen aussetzen will und kann. Und dann waren da wieder diese Tage, an denen es einfach nur mein Baby im Bauch war, das ich fühlte und das mir im Bauch schon so stark zeigte, dass es leben möchte. Die nächsten Ultraschalluntersuchungen ergaben, dass unser kleiner Junge wahrscheinlich keine organischen Schäden haben wird und sich zeitgerecht entwickelt.
Ende Oktober konnte sich mein Mann auch endlich von dem äußeren Druck lösen und sagte, dass wir unseren kleinen Babyjungen jetzt erst recht bekommen, gegen all den Widerstand. Endlich konnte ich Babysachen kaufen und auch die Vorfreude der großen Geschwister war enorm und die positiven Stimmen zum JA zu unserem Baby wurden lauter. Auch mein Mann war jetzt viel gelöster.
Am 09.02.2016 kam unser Jonathan mit 51 cm und 3350g nach 3,5 Stunden Wehen spontan 2 Tage nach dem ET auf die Welt. Er ist organisch gesund und ein munteres, waches, fittes und ganz fröhliches Kerlchen. Und wenn ich meinen Mann mit unserem Sohn kuscheln sehe, sehe wie meine Tochter ihren Baby Bruder liebt oder mein Sohn sagt: ”Mama, Joni ist mein bester Freund” und sehe welche Freude und Berreicherung er in unser Leben gebracht hat, dann weiß ich, dass es trotz allen negativen Äußerungen oder auch den eigenen Ängsten, die man selbst hatte und hat, die richtige Entscheidung war Jonathan zu bekommen.
Im Moment unterscheidet sich der Alltag mit Jonathan nicht im Vergleich zu dem Alltag, als meine zwei Großen Babys waren und klar bekomme ich ab und an mal kurz Ängste, wie es mal mit Jonathan werden wird, aber das weiß ich bei den andern beiden auch nicht. Das Leben ist da, um Herausforderungen anzunehmen und man kann oft mehr tragen, als man eigentlich glaubt tragen zu können, denn das Leben kommt oft anders als man es sich wünscht, erhofft oder vorstellt.
Liebe Jasmin, wir vier sind überwältigt und danken Dir von ganzem Herzen dafür, dass Du Deine Erfahrung und diese so besonderen Momente Deines Lebens mit uns und unseren Lesern teilst! Wir wünschen Dir, Deinem Mann und euren drei bezaubernden Kindern weiterhin alles Glück dieser Welt.
Wenn ihr jetzt auch über unseren Blog hinaus noch weiter an dem Leben von Jasmin und ihren süßen Kindern teilhaben möchtet, dann findet ihr sie hier.
Zuerst einmal Herzlichen Glückwunsch zu diesem bildhübschen, süßen kleinen Erdenbewohner, liebe Jasmin!
Ich finde es sooo so toll, wie cool ihr beide die Diagnose genommen habt! Und ich finde es umso grausamer, dass euch dagegengeredet wurde und dein Mann seitens der Familie unter so großem Druck stand. Unfassbar. Downsyndrom ist schließlich keine “Behinderung”, die das Leben unmöglich macht. Und was ist schon “normal”? Es gibt mehr als genug Menschen ohne Down-Syndrom oder sonstige geneteische “Anomalien”, bei denen man sicher sein kann, dass bei ihnen ganz sicher ein Licht im Oberstübchen fehlt….
Alles alles Liebe für dich und deine tolle Family! :*
Danke für diesen Bericht und Glückwunsch, dass Ihr Euch für das Kind entschieen habt.
Toll geschrieben Ich habe auch ein etwas anderes Kind Und ich bin so stolz auf ihn! Mich hat die Geschichte total berührt ❤️