Neuanfang – Geburt

Eine Geburt ist wie ein Neuanfang. Alles was zuvor war, ist für den Moment vergessen. Irrelevant. Alles was danach kommt, ist ungewiss. Man weiß nicht was auf einen zukommt. Ich hatte Vorstellungen, ja. Aber natürlich kam alles ganz anders, als ich mir in meiner rosaroten Mama-Welt ausgemalt habe.

Unser Neuanfang war an einem Donnerstag. Der 13. August 2015.

Ich hatte seit dem vorherigen Tag immer mal wieder Wehen, sehr unregelmäßig. In der Nacht fand ich 2 Stunden Schlaf, lief ansonsten in der Wohnung herum, kreiste mit dem Becken und veratmete alle 10-20 Minuten meine Wehen. Sie waren nicht so stark, dass ich meinen Freund hätte wecken müssen, aber stark genug, dass ich mich konzentrieren musste, sie zu veratmen. Ich habe nicht daran geglaubt, dass es wirklich losgeht. Schrieb brav die Zeiten auf, in welchen Zeitabständen die Wehen kamen und war ganz enttäuscht, dass sie einfach nicht regelmäßig werden wollten. Dennoch packte ich vorsichtshalber die Kliniktasche fertig. Am Morgen des 13. waren die Wehen dann regelmäßig geworden. Ich bat meinen Freund nicht zur Arbeit zu gehen, war aber noch nicht bereit, in die Klinik zu fahren. Wir frühstückten noch, wobei ich keinen Bissen runter bekam. Ganz plötzlich übermannte mich das Gefühl, jetzt sofort aufzuräumen und loszufahren – der Moment, auf den ich so lange gewartet hatte. Wir riefen im Kreissaal an, dass wir nun kämen. Dort angekommen waren die Wehen so stark, sodass ich nur noch gebückt laufen konnte. Ich höre mich immer noch zu meinem Freund sagen: „Warte mal ab, jetzt kommen wir dahin und der Muttermund ist nach der Schufterei grade mal 1cm offen.“ als ich mich die Treppe zum Kreissaal hoch schleppte und in der Zeit 5 Mal stehen bleiben musste, um zu atmen. Um 9:15 Uhr waren wir im Kreissaal und auf einmal ging alles sehr schnell, sodass ich mit dem denken nicht hinterherkam. Ich hatte meiner besten Freundin und Patentante von Clara versprochen, ihr Bescheid zu geben, wenn ich im Kreissaal war. Ich schaffte es nicht mehr. Ich konnte gerade noch meinen Freund dazu bringen, meinen Vater zu verständigen. Denn als wir ankamen, war der Muttermund doch schon 4cm geöffnet und ich hatte mittlerweile alle 3 min sehr schmerzhafte Wehen. Eine Ärztin hat irgendwie noch einen Ultraschall gemacht – ich kann mich kaum mehr erinnern. Eine Stunde verbrachte ich im Kreissaal auf dem Bett sitzend, festgehalten an einem Tuch, dass von der Decke hing. Ich wollte mich partout nicht davon lösen und veratmete durchgehend meine Wehen. Ich schrie, fluchte und hielt die Hand meines Freundes ganz fest. Er saß neben mir. Stiller Beobachter, mein Fels in der Brandung. Seine Hand war mein Anker. Ohne ihn fühlte ich mich hilflos. Ich wollte eine PDA, aber es war schon zu spät, denn um 10:30 Uhr war mein Muttermund vollständig geöffnet. Paracetamol über eine Infusion sollte diesem unglaublichen, nicht vorstellbaren Schmerz Linderung verschaffen. Ich merkte nichts davon, aber zu diesem Zeitpunkt war mir alles egal. Ich wollte endlich mein kleines Wesen sehen und halten, jede Wehe war eine gute, denn sie brachte mich näher zu meiner geliebten Bauchbewohnerin, die ich über 10 Monate gut kennenlernen konnte und deren kleine und großen Tritte ich nicht so schnell vergessen werde. Nach einigen zerreißenden, schmerzhaften Presswehen konnte ich merken, dass ihr kleines Köpfchen durchgetreten war und ich war unfassbar erleichtert. Um 11:02 Uhr konnte ich meine gesunde Tochter Clara nass, warm, duftend, schreiend in die Arme schließen und konnte ihren kleinen Körper auf meiner Brust spüren. Es war das größte Glücksgefühl, das ich jemals erleben durfte. Ich weinte vor Erleichterung und sah zum ersten Mal in meiner damals 3-jähirgen Beziehung, Tränen auf den Wangen meines Partners. Wir sahen uns in die Augen und wussten – ab diesem Zeitpunkt sind wir eine Familie. Die Welt hätte in diesem Moment untergehen können, es wäre uns egal gewesen. Alles was zählte, waren wir und dieses vollkommene Wesen auf mir.

 

Es war unser Neuanfang. Als Familie. Ein magischer Moment, der alles verändert. Wir waren nicht mehr nur „Wir zwei“, nicht mehr nur ein Paar. Wir sind zu einer Familie herangewachsen.

Was das heißt, das sollten wir in den nächsten Wochen und Monaten mit all der Freude, Liebe, Glück, Trauer, Wut, Streit und Enttäuschung kennenlernen.

Man muss die Rollen neu ordnen. Muss sich kennenlernen. Sich wiederfinden als Mama, Papa, Frau, Mann. Paar.

Wenn man immer zusammenhält, kommuniziert und sich liebt, schafft man es und kann so viel Glück und Liebe erfahren, wie man sich gar nicht vorstellen kann.

Wenn ihr mehr von Caro und ihrer süßen Clara sehen möchtet, schaut doch einfach hier vorbei. Dort gibt es wunderschöne Einblicke in ihre Welt und zeitnah auch eine wundervolle Hochzeit. Wir bedanken uns ganz herzlich liebe Caro. 

 

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