Ich hatte einen Plan! Und dieser war – wie ich fand – auch total logisch, schliesslich will ich mein Baby ja zu einem wohlerzogenen Menschen erziehen. Aber dieser Plan existiert jetzt nicht mehr, denn mein Baby hat ihn über den Haufen geworfen. Naja, eigentlich bin wohl eher ich diejenige, die meinen eigenen Plan über den Haufen geworfen hat. Aber was will ich damit eigentlich sagen?
Schon lange bevor ich schwanger war, wusste ich ganz genau, wie ich mein Kind erziehen werde. Es würde von Anfang an in seinem eigenen Bett schlafen, Stillen werde ich genau 6 Monate, Zucker bekommt es frühestens mit 3 Jahren, Säfte sind absolut Tabu und ich würde es niemals schmuddelig rumlaufen lassen. Quengeleien in der Öffentlichkeit werden sofort unterbunden, Spielereien mit Essen gibt es nicht und schon gar nicht werde ich meinem Kind Kekse in die Hand drücken, damit es Ruhe gibt. Natürlich werden feste Schlafenszeiten problemlos eingehalten (3x am Tag) und ab 18:30 Uhr haben Mama und Papa den Rest des Tages komplett für sich alleine. Ach und nicht zu vergessen, keine elektronischen Geräte oder Plastik für mein Baby. Mein Baby würde süß, lieb, adrett, rücksichtsvoll und pflegeleicht sein – davon war ich überzeugt.
An dieser Stelle an alle werdenden Mamis oder Mamis in Planung – vergesst es! Macht keine Pläne.
Denn was soll ich sagen? Nichts davon ist eingetroffen. Naja, fast nichts, denn natürlich ist Little G unfassbar süß und niedlich und lieb, nur habe ich mich in den letzten 11 Monaten eben einfach nach und nach von all meinen ursprünglichen Plänen verabschieden müssen. Herzlichen Glückwunsch an alle Mütter, bei denen es anders gelaufen ist.
Bei uns allerdings fing es bereits in der allerersten Nacht zu Hause an. Greta war gerade mal 20 Stunden alt – es war schon nach 21:00 Uhr (ihr erinnert euch…. Elternzeit ab 18:30 Uhr) und wir standen vor ihrem Babybay, in dem sie laut Plan schlafen sollte. Aber dieses Bettchen war so unfassbar kahl und mein Baby so unfassbar süß und klein und winzig – viel zu klein für dieses riesige Bett. Also taten wir das einzig logische und legten sie in unser Bett in unsere Mitte. Und dort blieb sie! Bis vor ca. 4 Wochen, denn seitdem schläft sie zwar in ihrem eigenen Bett, aber immer noch bei uns im Schlafzimmer. Das allerdings nicht schon um 18:30 Uhr, sondern zur Zeit eher so um 21:00 Uhr herum. Aber wisst ihr was? Seitdem wir uns von dieser Regel ja eh verabschieden mussten, können wir abends auch wieder ohne schlechtes Gewissen Essen gehen und Little G kommt einfach mit. Übrigens, falls jemand ein Babybay braucht, ich habe eines günstig abzugeben.
Thema Stillen! Ich schwöre es, hättet ihr mich vor 8 Wochen gefragt, ich hätte behauptet, dass wir auch in 2 Jahren noch stillen werden. Aus den ursprünglich geplanten 6 Monaten sind es dann letztendlich und überraschenderweise aber doch nur volle 9 Monate geworden bis wir unsere wunderschöne Stillbeziehung in beidseitigem Einvernehmen auf Eis legen konnten. Davon habe ich ja schon mal berichtet, aber da die kleine Maus nach wie vor nicht gerne trinkt (egal ob Flasche, Glas, Becher oder Strohhalm) musste ich mich damit gleichzeitig von einer weiteren Regel trennen: Kein Saft für mein Baby! Wasser ist gesund und was anderes braucht der Mensch auch nicht. Jaaaaaa, das mag funktionieren, wenn man gerne trinkt oder eben einfach nur Durst hat. Aber dieses Gefühl kennt Little G scheinbar nicht. Also habe ich nach Wochen des Versuchs mit Wasser pur angefangen, verschiedenste Säfte unterzumischen. Und was soll ich sagen, es ist schon viel besser. Für mein gutes Gewissen ist der Anteil an Saft sehr gering, aber ganz darauf zu verzichten, das kann ich der kleinen Maus noch nicht vermitteln. Allerdings muss ich gestehen, auch ich bin eine ganz schlechte Wassertrinkerin und schon gar nicht ohne Kohlensäure. Tja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm…
OK, eines noch, weil das wirklich eine Regel aus voller Überzeugung war: Ich werde meinem Baby kein Essen in die Hand drücken, nur damit es eine Weile beschäftig und somit ruhig ist. Aber genau das mache ich! Es ermöglicht mir, tagsüber auch mal am Computer zu arbeiten, zu telefonieren, in Ruhe einen Café zu trinken, ohne Gequake durch einen Laden zu laufen oder auch abends im Restaurant mal mit 2 Händen und ohne turnendem Kind auf meinem Schoß zu essen. Dank an Äpfel, Bananen, Reiscracker & Co – ihr schenkt mir freie Zeit. Keine Angst, mein Baby isst nicht den ganzen Tag, aber da sie tagsüber gar nicht schläft erkaufe ich mir so eben auch mal etwas Mamazeit. Und die brauche ich, um mich danach wieder voller Energie und Freude meinem Baby widmen zu können.
Ja, so ist das mit den Plänen und den Regeln – sie sind dazu da, um gebrochen zu werden. Aber nicht mein Baby hat meine Pläne durchkreuzt, sondern ich selber. Weil es für uns so einfach viel besser funktioniert! Und weil ich möchte, dass mein Kind Kind sein darf, mit ganz eigenen Bedürfnissen. Tatsache ist, so lange man kein eigenes Baby hat, kann man sich auch nicht ansatzweise vorstellen, wie es sein wird. Jedes Baby ist anders und entwickelt schon sehr früh seine ganz eigenen individuellen Charakterzüge. Jede Mami hat unterschiedliche Bedürfnisse und alle Familien müssen ihren Weg finden, um mit der neuen Situation – mit Baby und miteinander – glücklich zu werden, Das ist schließlich das allerwichtigste! Von meinen nicht erfüllten Plänen, die ich während meiner Schwangerschaft geschmiedet hatte, möchte ich an dieser Stelle gar nicht reden ;-).
Aber wisst ihr was?
Ich habe mich zwar von dem Großteil meiner Pläne distanziert, aber deswegen höre ich nicht auf, weiter Pläne zu schmieden. Und wenn sie sich nicht erfüllen, dann ist das auch total OK, denn trotz allem bin ich davon überzeugt, dass unsere Tochter ein wohlerzogener, rücksichtsvoller und liebenswerter Mensch sein wird, da wir es ihr vorleben. Jeden einzelnen Tag unseres Lebens!
Und am Ende des Tages ist das der große Plan auf den es ankommt.
Sehr toll geschrieben! Da fühlt man sich gleich nicht mehr so alleine wenn nicht alles nach Plan läuft
Liebe Janine,
Du sprichst genau das aus, was mit momentan mit meiner vier Monate alten Tochter passiert. Ich hatte Pläne sehr ähnlich Deinen. Immer wenn ich eine Mama sah dachte ich nur, also ich mach das anders. Tja und nun… Ist es eben so wie es ist und gar nicht nach Plan. Aber es fühlt sich wunderbar an und das ist das wichtigste.
Liebe Grüße aus Nürnberg und viel Spaß beim weiter Planen und anders machen;-)
Anja