Das erste Mal Mutter geworden bin ich am 04.10.2015. Im letzten Jahr kurz vor meinem 38. Geburtstag. Um genauer zu sein, 3 Tage vorher. Oh doch, das ist sogar sehr wichtig zu erwähnen, denn wenn man bereits ab 35 zu der Gruppe der Risikogebärenden gehört, dann wird man lieber mit 37 Jahren Mutter als mit 38. Aber darum soll es hier heute gar nicht gehen. Meine Gründe sind nämlich viel naheliegender und ein Phänomen unserer Zeit:
Meine Karriere ließ sich mit dem Mamadasein nicht vereinbaren
Und selbst wenn, ich hatte einfach nie den richtigen Mann an meiner Seite
Tja, so einfach ist das und wer kennt das nicht? Für mich war immer klar, ich möchte arbeiten und ich möchte in meinem Beruf erfolgreich sein.
Der Ehrgeiz, der sich während meiner Schulzeit leider nicht allzu oft bei mir hatte blicken lassen, trat ganz plötzlich in dem Moment in mein Leben, in dem ich meinen ersten richtigen Job in der Tasche hatte. Ich hatte eine ganz klare Vorstellung davon, was ich machen wollte und habe dies mit großer Freude und noch größerem Ehrgeiz verfolgt. Im Ergebnis wurden meine Projekte immer größer, meine Geschäftsreisen immer internationaler und meine Verantwortung immer umfassender.
Und auch der Teufelskreis wuchs mit. Wie soll man denn den richtigen Mann – den potentiellen Vater seiner Kinder – kennenlernen, wenn man entweder gar nicht in der Stadt ist, in der man lebt oder die wenige Zeit im Büro verbringt? Mir ist das auf jeden Fall sehr lange nicht gelungen. Dates wurden aus Zeitmangel ins unendliche verschoben oder letztendlich einfach abgesagt. Fernbeziehungen sind nichts für mich und Büroaffären habe ich immer ausgeschlossen. Und wenn ich doch mal mit jemanden etwas mehr Zeit verbracht habe, dann war das Interesse schon nach kurzer Zeit erloschen. Ach ja, und nicht zu vergessen, die ganzen Chaoten, die in dieser Welt rumrennen (sorry Männer, aber das muss ja auch mal gesagt werden) – egoistisch, verkorkst, bindungsunfähig oder einfach nicht an einer Beziehung interessiert. Und glaubt mir, Mädels, davon gibt es reichlich und inzwischen erkenne ich die auch aus 100 Metern Entfernung am Gang.
Der Vater meiner Kinder aber sollte perfekt sein und Kompromisse kamen für mich gar nicht in Frage. Das Problem dabei war nur, die Zeit verging. Während meine Freundinnen schon ihre ersten Kinder bekamen, saß ich immer noch an meinem Schreibtisch. Zu den ersten Geburtstagen habe ich es meistens gar nicht geschafft und eigentlich war ich selber auch schon so weit, das Thema Familiengründung für mich auszuschließen. Und jetzt kommt’s…
Nein! Mein Mann und Vater unserer Tochter war nicht der Prinz auf dem weißen Schimmel, auf den ich immer gewartet habe. Ganz im Gegenteil, es hat eine Weile gedauert bis uns endlich klar wurde, dass wir zusammen gehören und es perfekter nicht mehr werden kann.
Und plötzlich waren wir eine Familie.
Ja, es ist offensichtlich. Wir sind definitiv keine jungen Eltern mehr und manches Mal frage ich mich, wie es wohl gewesen wäre, hätten wir uns früher kennengelernt. Wenn wir früher Kinder bekommen hätten und das Abenteuer Familie etwas jünger – zwar mit weniger Erfahrung und Grundlagen im Gepäck, dafür aber vielleicht auch mit mehr Leichtigkeit – in Angriff genommen hätten. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, genau so war es richtig. Für mich und auch für meinen Mann. Ich wäre früher noch gar nicht bereit für eine Familie und die damit verbundene Verantwortung gewesen und wir haben uns in einem Moment kennengelernt, in dem wir füreinander bereit waren und das sollte wohl dann auch so sein. Unsere Tochter macht unser Glück komplett und genau so habe ich es mir vorgestellt.
Ob junge Eltern oder alte Eltern – ich bin davon überzeugt, alles hat seine Vor-und Nachteile. Trotzdem bin ich immer wieder überrascht, wie viele junge Mütter ich kennenlernen darf, die zum Teil schon weitaus ältere Kinder haben als ich und ich bin beeindruckt, wie kompetent diese ihre Familien mangen und mir oftmals mit Rat und Tat und ihrer Erfahrung zur Seite stehen. Denn plötzlich spielt das Alter auch gar keine Rolle mehr. Sobald es um unsere Kinder geht, sind wir alle einfach nur Mama – mit den gleichen großen Fragezeichen, den gleichen Ängsten und auch den gleichen Glücksmomenten. Wir alle wollen das Beste für unsere Kinder! Wir geben uns die größte Mühe, unsere Babies glücklich zu machen und sie behütet in das Abenteuer Leben und Selbstständigkeit zu führen.
Ich bin dankbar dafür, doch noch Mama geworden zu sein. Wir sind gesund, wir sind glücklich und wir führen ein wundervolles, aufregendes und abwechslungsreiches Leben. Ich werde auf jeden Fall wieder arbeiten gehen, denn auch das ist ein Aspekt in meinem Leben, der mich erfüllt und mir die notwendige Balance schenkt, aber die Prioritäten haben sich verändert. Einsame Abende am Schreibtisch gehören der Vergangenheit an, denn ich weiß es jetzt ganz genau: Am Ende zählt nur eines und das ist meine kleine, glückliche Familie und die Liebe zu unserer Tochter.
Sehr schöner Text! Das mit der Karriere kann ich gut nachvollziehen….ach und ich war gerade geschockt (wobei das eiegntlich das falsche – viel zu negative Wort ist): Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass du bereits 38 bist!
Ohhh… Lieben Dank für Dein positives Feedback und noch viel mehr für das Kompliment :-). Ich hoffe, Du bleibst noch ein bisschen und freust Dich auf weitere Beiträge.
Wahnsinn, also was muss ich tun, um mit 38 grnauso jung auszusehen liebe Janine? Alles Liebe, toller Eintrag
Sehr schöner Bericht – genieß die Zeit mit Deiner süßen Maus!!
Hahaha 🙂 Danke für das Kompliment und schön, dass Dir der Beitrag gefallen hat! Ich kann da ja demnächst mal was zu schreiben, wird aber ein kurzer Beitrag. Am Ende entscheidet sich viel über das richtige Licht und die Wahl des Filters 😉