Machst Du noch oder kannst Du schon?

Wir alle sind Individuen - wir Mütter und auch unsere Kinder. Es ist an der Zeit, wieder viel mehr auf unsere Gefühl zu hören und die gemeinsame Zeit zu geniessen. Solange wir und unsere Kinder glücklich sind, ist alles richtig. Oder?

Ich bin jetzt seit genau 13 Monaten und 20 Tagen Mama und ich kann euch gar nicht sagen, wie oft ich die Worte „noch“ und „schon“ in dieser Zeit gehört habe. Naja, nicht genau über den gesamten Zeitraum, denn in der ersten Woche nach Little G’s Geburt hatte ich offensichtlich noch eine kleine Schonzeit. Aber dann ging es los…

Schläft sie noch bei euch im Bett | Schläft sie schon durch | Stillst Du noch  | Krabbelt sie schon | Kann sie schon laufen | Hat sie schon einen Zahn | Geht sie noch gar nicht in die Kita | Arbeitest Du schon wieder | Kann sie schon sprechen | Ist sie noch gar nicht im Bett | Hat sie jetzt schon Haare | … Ich könnte endlos so weitermachen. Und wisst ihr was? Ich glaube, das hat auch noch ganz lange kein Ende, denn ich sehe noch zahlreiche Lebensphasen vor mir, in denen man doch eigentlich irgendetwas nicht mehr, aber doch schon machen und können oder sollte.

Aber wer bestimmt denn eigentlich, was ein Kind wann können und tun müsste – Bücher, das Fernsehen, sogenannte Experten, die Großeltern oder gar andere Mütter aus dem eigenen Umfeld? Sinnvolle Unterstützung bekommt man ja auch gerne von Menschen, die gar keine Kinder haben. Die Social Media machen es heutzutage auch nicht leichter, denn natürlich zeigt jede Mutter voller Stolz das Video der ersten eigenen Schritte seines Babys, es wird lange, viel und kontrovers darüber diskutiert, wie viele Stunden die Babies alleine in ihrem Bett schlafen oder ob überhaupt und wann man am besten abstillen sollte. Alle Informationen, die einem im Netz kostenfrei zur Verfügung gestellt werden – so von Mama zu Mama – werden voller Neugierde aufgesaugt, kommentiert, diskutiert, verarbeitet und vielleicht auch manches mal zu oft imitiert. Aber mal ganz ehrlich! Wenn ich eines gelernt habe in den letzten Monaten, dann doch, dass jedes Kind anders ist. Jedes Kind entwickelt sich unterschiedlich, hat ganz eigene Schwerpunkte und meistert Entwicklungsstufen in seinem eigenen Tempo. Gerade Mütter mit Geschwisterkindern können davon ein Lied singen und sollten das auch viel stärker propagandieren, denn selbst im gleichen Haushalt, unter den gleichen Bedingungen und bei gleicher “Erziehung” entwickeln sich Kinder ganz unterschiedlich! Es gibt Kinder, die laufen bereits mit 10 Monaten und dann gibt es eben welche, die laufen erst mit 18 Monaten. Einige stillen 3 Wochen, andere 3 Jahre. Es gibt Babies, die lieber alleine schlafen, aber viel mehr, die die Nähe ihrer Eltern wissen und spüren möchten. Manche Kinder schlafen gerne und andere eben nicht. Aber ist das bei uns Erwachsenen denn nicht genau so? Ich kann und mache doch auch nicht alles, was ich bei anderen sehe oder mal gelesen habe. Ich kann nicht besser schlafen, nur weil es doch eigentlich so sein müsste und ich mag eben ganz einfach keine Acai Bowl, auch wenn sie noch so gesund ist. Ich bin als Mutter und im Umgang mit meiner Tochter genauso ein Individuum wie es auch jedes einzelne Kind auf dieser Welt ist.

Und wisst ihr was? Genau das ist doch das schöne und besondere an der Beziehung zwischen Mama, Papa und Kind! Jeder Tag ist etwas besonderes, jeder Tag ist einzigartig überraschend und jeden Tag entwickeln unsere Kinder eine neue Fähigkeit oder es prägt sich eine neue Eigenschaft heraus.

Was wäre denn, wenn wir wüssten, dass unser Kind am 17. Mai des jeweiligen Jahres anfangen wird, zu laufen. Würden wir dann noch alle voller Stolz das Video der ersten Schritte präsentieren? Ich glaube nicht. Es wäre einfach ein ganz normaler Termin, der an uns vorbeiziehen würde, weil er nicht mehr mit der spannenden Phase des Wartens und der Vorfreude verbunden wäre. Ich habe schon sehr früh damit angefangen, auf mich, meine Gefühle und auf mein Baby zu hören. Ich finde, meine Tochter, die noch nicht laufen kann, nur wenig Haare hat, tagsüber gar nicht schläft und abends von einem Einschlafteufelchen geritten wird, entwickelt sich ganz prächtig! Sie hat einen bezaubernden, fröhlichen und ausgeglichenen Charakter. Sie schaut mit offenen Augen und voller Erwartung in die Welt. Fremde Menschen auf der Strasse beglückwünschen mich zu meinem freundlichen Kind und jeden Abend will sie mich nicht loslassen, weil sie mich so sehr liebt und bei mir sein möchte. Mehr brauche ich doch gar nicht, um zu wissen, dass ich scheinbar vieles richtig mache und eines ist ganz sicher! Die Haare werden wachsen, sie wird anfangen zu laufen und irgendwann wird sie auch in ihrem eigenen Zimmer schlafen wollen. Machen wir uns doch nichts vor, die Phase des Loslassens beginnt früher als wir es uns jetzt vorstellen können und möchten. Warum lassen wir unsere Kinder bis dahin nicht einfach Kinder sein? Warum hören wir nicht einfach auf, ständig Dinge zu vergleichen oder zu analysieren und geniessen statt dessen die Zeit, die unsere Babies jetzt noch mit uns verbringen möchten? Ein Freund hat mir gestern folgendes geschickt:

Stell dir vor.. Du hast bei einem Wettbewerb einen Preis gewonnen. Jeden Morgen stellt Dir die Bank 86.400 Euro auf Deinem Bankkonto zur Verfügung. Doch dieses Spiel hat gewisse Regeln. Die erste Regel lautet: Alles, was Du im Laufe des Tages nicht ausgegeben hast, wird Dir wieder weggenommen, Du kannst das Geld nicht einfach auf ein anderes Konto überweisen, Du kannst das Geld nur ausgeben. Aber jeden Morgen, wenn Du erwachst, stellt Dir die Bank erneut 86.400 Euro für den kommenden Tag auf Deinem Konto zur Verfügung. Die zweite Regel ist: Die Bank kann das Spiel ohne Vorwarnung beenden, zu jeder Zeit kann sie sagen: Es ist vorbei, das Spiel ist aus. Sie kann das Konto schließen, und Du bekommst kein neues Geld mehr. Was würdest du tun? Du würdest versuchen, jeden Cent so auszugeben, dass Du ihn bestmöglich nutzt und damit auch alle Menschen, die Du liebst, glücklich zu machen, oder Und weißt Du was? Dieses Spiel ist die Realität! Jeder von uns hat so eine Bank. Wir sehen sie nur nicht, denn die Bank ist die Zeit. Es ist die Lebensbank. Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, bekommen wir 86.400 Sekunden Leben für den Tag geschenkt, und wenn wir am Abend einschlafen, wird uns die übrige Zeit nicht gut geschrieben. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren. Gestern ist vergangen. Jeden Morgen beginnt sich das Konto neu zu füllen, aber die Bank kann das Konto jederzeit auflösen, ohne Vorwarnung. Also lebe Dein Leben, trage Deine Werte in Dir, liebe und gib so viel Du kannst auch anderen davon. Zeit ist kostbar und wertvoll!

In dem Sinne… Habt einen schönen Tag und genießt ihn! Und seid euch sicher, alles, was euch und eure Kinder glücklich macht, ist genau richtig!

 

 

 

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