Ready for take off

Die Momentaufnahme einer müden Mutter, die all ihre Superkräfte aufgebraucht hat. Ein Text aus der Seele um Platz zu schaffen für mehr Ruhe.

Ich schreibe euch heute mal einen anderen Text. Hier geht es ausnahmsweise mal nicht um Fruchtgummis und Gesangseinlagen, keine bunte Familienwelt. Die letzten Wochen haben unglaublich an mir gezehrt. Ich spüre immer deutlicher, dass meine Akkus aufgebraucht sind. Ich schlafe nun schon seit 229 Tagen nicht mehr durch und mal ehrlich, auch die letzten 50 Tage vor der Ankunft der kleinen Trulla waren geprägt von Blasendruck und dem miesen Verräter namens Hypophyse. Meine Geduld scheint nicht annähernd so dehnbar zu sein, wie einst meine Mutterbänder. Denn schon bei dem kleinsten Hindernis in unserem Alltag (morgens ist das Müsli alle oder die Milch, vielleicht aber auch beides) ja genau dann würde ich mich gern für 24 Stunden absetzen. Ready for take off. Holt mich hier raus.

Hier verstauben ganze Gutscheine, ob Floating, Thaimassage oder einfach mal zum Friseur, es gelingt mir nicht entsprechende Zeitfenster für mich einzuräumen. Gott sei Dank eröffnete ums Eck ein Fußpflegestudio, eines wo man die Chance hat in absehbarer Zeit in den Genuss gepflegter Füße zu kommen und nicht drei Monate auf einen Termin warten muss. Meinen ersten Termin vor 4 Wochen trug ich mir prompt falsch ein. Zum Glück datierte ich diesen vor dem eigentlichen Termin und konnte somit 2 Tage später doch noch auf gemachte Sommerfüße schauen. Heut früh hatte ich meinen Folgetermin und sprang in meine Birkenstock und schaffte es mit “nur” 7 Minuten Verspätung und einem Kind vor dem Bauch geschnallt über die Türschwelle zu treten, wo man mich mit einem “ich wollte sie gerade anrufen” begrüßte. Die Zeit für den Lack hatte ich somit vertrödelt und die 45 Minuten zwischen Hobeln, Feilen und Massieren versuchte ich das kleine Friedakind zu bespaßen. Jetzt könnte man behaupten “wie toll” oder “gönn dir was” aber wirklich erholsam ist solch ein Zwischenspiel nicht.

In den vergangenen Wochen war ich nicht nur Mutter, Köchin, Putzfrau und Ehefrau.
Nein, ich war auch Bauleiterin, Managerin, Logistikexperte und Alleinunterhalter. Denn wenn Amerika genau zu dieser stressigen Zeit den wichtigsten Mann der Welt in unsere Stadt schickt, könnte ich für meinen Mann eine Vermisstmeldung aufgeben. Er kam zum Schlafen und ging direkt nach dem Frühstück. In dieser kurzen Zeit haben wir den Baufortschritt besprochen und meine Liste mit To-do´s für die neue und alte Wohnung wuchsen mir beinahe über den Kopf. IMG_4842Und erst jetzt, jetzt wo die Kartons beinahe alle ausgeräumt sind, überkommt mich die totale Erschöpfung. Mein Körper schreit nach einer Auszeit und bettelt förmlich um Ruhe und Erholung. Verrückt wie wir Frauen es immer wieder schaffen, all unsere Superkräfte zu bündeln, um das gefühlt Unmögliche zu leisten. Hier im neuen Zuhause ist es so schön und dabei ist es noch total unfertig. Keine Bilder an den Wänden, Friedas Zimmer dient als Auffangstation für alles, was zur Zeit noch keinen richtigen Platz gefunden hat und ich will ehrlich sein… ich werde dort in den kommenden Tagen keinen Finger krümmen. Ich werde versuchen Eis in der Sonne zu essen, den vergönnten Schlaf der Nächte mit Mittagsschläfchen zu kompensieren und einfach in den Tag leben. Ohne Listen, ohne Druck… Nur für mich und meine kleine Familie, ganz ohne Termine.

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3 Comments

  • Danke für diesen ehrlichen Artikel Lori!!
    Ich finde es mutig, sowas in der heutigen Zeit auch zugeben zu können, wo wir doch dank Instagram alles durch die rosa rote Filterbrille sehen.

    Ich habe den größten Respekt vor dir, so ein Mammutprojekt mit der kleinen Frieda und deinen Jungs in Eigenregie ohne Mann zu meistern.

    Ich hoffe du findest in den nächsten Wochen ein bisschen Zeit um Kraft zu tanken, Zeit nur für dich!

    Lieben Gruß
    Franzi (be_eminent bei Instagram)

  • Danke für den beitrag, liebe Lori….erkenne mich hier in fast allem wieder……es klingt nach einem Klischee, aber Mama-Sein ist wirklich ein Fulltime-Job. Es ist einfach so. Die Gutschein-Problematik ost auch so ein Ding…….mein Mann hat mir fünf Massage-Gutsceine geschenkt. Vor gut einem halben Jahr. Genutzt habe ich bis dato noch keinen einzigen – und du hast recht – man KANN das Kind hierzu mitnehmen..aber Enstpannung sieht sicherlich anders aus 🙂
    Ich bin sooooso froh, dass mein Mann in der heißen Hausbauphase quasi diese zu 95% geregelt hat. Anders wäre es nicht gegangen.

    Ich wünsche dir gute Erholung und entspannte Mittagsschläfchen.. 🙂

    Liebste grüße, Juli

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