Mich beschäftigt etwas.
Vor ein paar Tagen habe ich auf Instagram einen Post platziert, in dem ich mal wissen wollte, wie und womit euch eure Männer / eure Partner während der Schwangerschaft verwöhnt haben. Haben sie euch auf Händen getragen und jeden Wunsch von den Lippen abgelesen oder gehören sie eher zu der Fraktion “Schwanger ist doch keine Krankheit”? So lautete die Frage, die ich in den Raum gestellt hatte. Mir war klar, dass mein Mann dafür kein guter Maßstab ist, denn beide Schwangerschaften hat er nicht wirklich aktiv miterlebt. Wenn man sich nur am Wochenende sieht, konzentrieren sich Themen und Aktivitäten eher auf die Abwicklung der alltäglichen Aufgaben und Abstimmungen als auf den wachsenden Babybauch. Gerade zu Beginn, wenn man noch nicht viel sieht.
Arztbesuche meistert man dann eben alleine, Babyshopping (zum Glück) auch, genauso wie die Wehwehchen, die eben immer mal so dazugehören. Aber zu meinem ganz großen Glück gab es in meinen beiden Schwangerschaften davon keine und ich weiß, dass das absolut nicht selbstverständlich ist. Wenn man Wasser braucht, dann kauft man es eben und schleppt auch die Kisten und wenn man nicht verhungern will, dann kümmert man sich auch um den Einkauf, das Kochen und den Haushalt. Die große Kehrseite ist, dass man auch mit den emotionalen Auf und Abs sowie den Ängsten und Sorgen, aber eben auch den (Vor)Freuden alleine klar kommen muss. Von all den Gefühlswallungen und emotionalen Tränen, die gelegentlichen Erschöpfungszuständen oder einfach nervlicher Anspannung geschuldet waren, hat mein Mann demnach gar nichts mitbekommen. Da hieß es dann eben einfach, Pobacken zusammenkneifen, weitermachen und sich auf den nächsten Tag freuen. Aber all das ist unserer Lebenssituation geschuldet und nicht der Tatsache, dass mein Mann mich nicht hätte unterstützen wollen. Ich habe meine Schwangerschaften also eher in einer Ausnahmesituation verlebt als in der Regel und vielleicht war ich gerade deshalb ob der Antworten zu meinem Post so überrascht, denn diese lassen sich ganz grob in 3 Typen klassifizieren:
TYP 1
Die Männer / Partner lesen ihren Frauen jeden Wunsch von den Lippen ab. Pizza und Eiscreme mitten in der Nacht? Kein Problem! Massage, Staubsaugen, Kochen, Putzen – für viele Männer offensichtlich selbstverständlich, solange sie ihre Frauen in der Schwangerschaft entlasten können. Ich vermute allerdings, dass Typ 1 auch sonst, also nichtschwanger, ein recht kompatibler Beziehungsmensch ist.
Typ 2
Die Männer / Partner können sich zunächst nicht so richtig in die neue Situation reindenken (und seien wir mal ehrlich, wie sollen sie auch). Aber je mehr der Babybauch wächst, desto aktiver werden sie plötzlich. Nicht, dass sich dieser Typ Mann plötzlich komplett um 180° drehen würde, aber immerhin unterstützt er, wo er meint, dass es notwendig ist. Läuft die erste Schwangerschaft allerdings reibungslos, kann dieser in der zweiten Schwangerschaft aber auch schon wieder einknicken und die Wahrscheinlichkeit, dass sein Maaß an Unterstützung und Einfühlungsvermögen zurückfahren wird, ist leider hoch.
Typ 3
Typ 3 ist kein Mann, sondern eine Frau. Und zwar die Art Frau, die sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen möchte – egal, welchen Typ Mann sie an ihrer Seite hat. Oder möchte sie sich auch einfach aus Selbstschutz nicht unterstützen und verwöhnen lassen, damit sie am Ende nicht zu sehr enttäuscht ist, sollten ihre Vorstellungen nicht erfüllt werden? Das ist hier die Frage und darauf möchte ich an dieser Stelle gerne noch weiter eingehen. Auch ich gehöre zu der Fraktion selbstständiger Mensch, der sich lieber auf sich alleine als auf andere verlässt. Auch ich bin der Meinung, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist – natürlich nur, solange es einem dabei auch gut geht und ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass das auch funktioniert. ABER….. Wäre mein Mann Tag für Tag an meiner Seite gewesen und hätte hautnah diesem Wunder der Natur eines wachsenden Babybauches beigewohnt, dann hätte ich mir gewünscht, auf Händen getragen zu werden. Also jetzt nicht so übermäßig, so dass es schon nervt, aber eben doch mit dem richtigen Maaß an der richtigen Stelle und zwar aus einem ganz einfachen und simplen Grund.
Die Tatsache, dass in dem Körper einer Frau ein vollständiges Baby – ein Lebewesen – heranwachsen kann, ist für mich nach wie vor nahezu unglaublich, trotz all der Literatur und Wissenschaft nicht wirklich erklärbar und damit auch das allergrößte und bedeutendste Wunder der Natur. Es ist das Ergebnis des Wertvollsten, das zwei Menschen sich gegenseitig schenken können – im besten Fall in Liebe entstanden, aber selbst wenn nicht, dann ist es nicht weniger bedeutend. Ein Baby vereint das Reinste, das jemals aus zwei unabhängigen Menschen entstehen kann. Die Entwicklung eines ungeborenen Kindes während der Zeit der Schwangerschaft zu beobachten verschafft mir regelmäßig Gänsehaut, ein neugeborenes Baby zu sehen lässt mir Tränen in die Augen schiessen und ich kann nicht mal was dagegen tun.
Wieviel Kraft und Energie muss ein Körper eigentlich besitzen, um dieses Wunder zu vollbringen? Von dem Akt der Geburt mal ganz abgesehen. All das muss uns Frauen, aber doch auch unseren Männern vollkommen klar sein!
Hält man sich dieses Wunder der Natur also mal in einer ruhigen Minute vor Augen, stelle ich mir nun folgende Frage. Muss man als Frau in der heutigen Zeit wirklich stolz darauf sein, wenn man das Glück hat, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist? Gibt es einen Grund, stolz darauf zu sein, dass man genauso gut auch alles alleine schafft und nichts abgibt, sondern genau so weitermacht wie immer? Behält man die Wehwehchen lieber für sich und läuft lieber noch den einen extra Kilometer, nur um allen zu beweisen, dass es doch nichts besonderes ist, schwanger zu sein – nur weil Milliarden andere Frauen auch schon Kinder zur Welt gebracht haben? Will man etwa dafür bewundert werden, auch bis zum letzten Tag der Schwangerschaft noch die Mühen des Alltags auf sich genommen zu haben und ist es denn wirklich so schwierig, sich einfach mal fallen zu lassen und seine Schwangerschaft zu geniessen?
Oder ist eine Schwangerschaft etwa in Wirklichkeit gar nichts besonderes?
Ich sehe das eindeutig anders! Das im Körper der Frau heranwachsende Baby ist genauso viel Mann wie auch Frau, nämlich 50:50. Also sollten auch beide Partner das gleiche Interesse daran haben, dass es dem Baby gut geht. Dass das zur Zeit der Schwangerschaft gleich zu stellen ist damit, dass es der Frau gut geht, die eben dieses Baby in sich trägt, ist doch lediglich eine logische Konsequenz. Die wie selbstverständlich akzeptierte Hauptaufgabe der Frau besteht darin, das Baby zu schützen – daher trinken wir im besten Fall auch keinen Alkohol, rauchen nicht, nehmen keine Drogen und vermeiden gewisse Lebensmittel oder auch durch den Arzt verbotene Aktivitäten. Wir wollen schliesslich, dass es dem Baby an nichts fehlt und es gesund zur Welt kommt. Die körperliche Komponente ist also in den meisten Fällen weitestgehend gesichert. Wo aber bleibt da der emotionale Aspekt? Dem Baby geht es nur gut, wenn es der Mutter auch gut geht und genau an diesem Punkt spielt nicht nur weiterhin die Mutter, sondern auch der Vater des Kindes eine ganz wesentliche Rolle.
Elternsein und Verantwortung übernehmen beginnt an dem Tag, an dem die Schwangerschaft bekannt wird, nicht erst 10 Monate später, wenn man das Kind in seinen Armen hält. Verglichen mit der Zeit, die nach der Geburt startet und während der man die Verantwortung für seine Kinder übernimmt, nimmt die Dauer der Schwangerschaft doch nur einen lächerlichen Bruchteil davon ein. Was also ist falsch daran, diese Zeit zu genießen? Sich einfach mal zurückzulehnen, zu verwöhnen und verwöhnt zu werden und zwar ohne schlechtes Gewissen, sondern eher als Selbstverständlichkeit. Ich finde gar nichts!
Alles Liebe
Eure Janine