Mein neuer Traum: Tagesmutter

Bevor ich Kinder hatte, habe ich nie darüber nachgedacht, welch große Rolle die richtige Bezugsperson für unsere Kinder auch außerhalb der eigenen...

Bevor ich Kinder hatte, habe ich nie darüber nachgedacht, welch große Rolle die richtige Bezugsperson für unsere Kinder auch außerhalb der eigenen 4 Wände spielt. Ich dachte, man nimmt eben einfach den nächstgelegenen Kindergarten und los geht’s. Aber nein, so einfach ist das nicht!

Ganz im Gegenteil, haben wir diesbezüglich doch gleich mit 2 Herausforderungen zu kämpfen. Es ist ja schon schwierig genug, überhaupt an einen KiTa Platz zu kommen. Dass man dann aber auch noch die Option hätte, sich ausführlich mit dem dort arbeitenden Personal auseinanderzusetzen, um sich gegebenenfalls anderweitig zu orientieren, ist ja quasi ausgeschlossen. Dabei wollen wir doch nur sicherzustellen, dass es dem eigenen Kind dort auch wirklich gut geht und man es bestens versorgt und in guten Händen weiß. Wie sonst soll man denn bitte sein Kind guten Gewissens dort jeden Morgen abliefern und sich befreit und voller Konzentration ins Arbeitsleben stürzen? Und eines kann ich definitiv aus eigener Erfahrung sagen, das eigene gute Gewissen spielt eine ganz bedeutende Rolle dabei, wenn man sich entscheidet, sein Kind auch schon vor dem 3. Lebensjahr einer KiTa – anderen Menschen – anzuvertrauen. Es ist also nicht nur schwierig, einen Platz zu bekommen, sondern manchmal hat man auch einfach gar keine Wahl und muss sich mit der KiTa oder dem Kindergarten zufrieden geben, der einem einen freien Platz anbietet. Natürlich gibt es neben den öffentlichen Einrichtungen auch noch private Kindergärten, die sind aber in der Regel sehr teuer und trotzdem überfüllt. Als ich unsere KiTa über meine 2. Schwangerschaft informiert habe, hat mich die Leiterin gleich gebeten, das Kind umgehend anzumelden und ich betone: ich bin gerade im 6. Monat schwanger, das Kind ist noch nicht einmal auf der Welt und wir wollen frühestens im Dezember 2018 mit der Eingewöhnung starten. Wir haben unser Kind also zu einem Zeitpunkt für einen Platz angemeldet, an dem ich in meiner ersten Schwangerschaft noch nicht einmal über das Thema KiTa nachgedacht hatte, sondern mich voller Vorfreude auf die Geburt und das Leben mit Baby konzentriert hatte. In Deutschland fehlen nach aktuellen Statistiken fast 300.000 KiTa Plätze und das macht sich auch ganz klar bemerkbar.

Zum Glück gibt es in Deutschland aber nicht nur Kitas und Kindergärten, sondern auch knapp 44.000 Tagesmütter und -väter, die Dank des “Aktionsprogramms Kindertagespflege” der Bundesregierung ein neues und solideres Ansehen bekommen haben. Und der Bedarf steigt weiterhin.

In diesem Zusammenhang haben wir die liebe Michelle, die gerade ihre Ausbildung zur Tagesmutter abgeschlossen hat und erstmalig ab September für 3 wirklich kleine Zwerge verantwortlich sein wird, gebeten, uns doch mal ihre Geschichte zu erzählen. Dass diese so bewegend ist, war mir ja zunächst gar nicht bewusst, bis ich sie gelesen habe. Ich würde mir wünschen, dass alle Tagesmütter mit so viel Herzblut an diesen Beruf herangehen und wäre Michelle in unserer Nähe, ihr würde ich definitiv und ohne zu zögern meine Kinder anvertrauen! Ihr Leben teilt sie auf Instagram unter lovelynature.de. Ich fiebere schon die ganze Zeit bei den Vorbereitungen mit und ich bin schon sehr gespannt, wie es im September – in ihrem neuen Leben – weitergeht.

Danke für Deine Geschichte, liebe Michelle! Wir wünschen Dir einen ganz wundervollen Start im September und eine aufregende Zeit mit Deinen “neuen” Kindern.

Lori, Mimi & Janine

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Gastbeitrag

Ich wollte immer 4 Kinder bis ich 30 Jahre bin. Das war der Plan. Das war mein Traum. Hausfrau und Mutter, so wie meine Mama immer für uns da war, wollte ich es auch für meine Kinder sein. Meine Kindheit war ein Traum und all das wollte ich meinen Kindern weitergeben. 

Als ich mit 19 meinen damaligen Mann kennenlernte, war uns schon sehr früh klar, dass wir nicht lange auf unser erstes Kind warten wollten. Mit 21 Jahren bekam ich dann Finn. Es war perfekt wie es war. Ich fühlte mich sofort in meiner Mutterrolle sehr wohl und schon relativ schnell planten wir das 2. Kind und schon bald wuchs ein neues Wunder in mir heran. Aber die Schwangerschaft war irgendwie eigenartig. Ich hatte sehr wenig Fruchtwasser und der Kleine wuchs nicht so wie es sein sollte. In der 25 SSW fing ich über Nacht an zu bluten, es war die Nacht vom 24.- auf den 25.12.2011 und mein Baby musste geholt werden. Das komplette Fruchtwasser fehlte und meine Entzündungswerte stiegen so sehr an, dass es lebensbedrohlich war – für mich und das Baby.

Es ging alles sehr schnell. Als ich aus der Narkose und nach einer 4 Stunden OP aufwachte war mein Baby tot und meine Gebärmutter nicht mehr da. Der Kleine hat 6 Stunden gekämpft es aber nicht geschafft mit seinen 500g Geburtsgewicht. Es war der 25. Dezember 2011! Es war Weihnachten und ich war verdammte 23 Jahre jung. Der Arzt sagte mir später, dass sie mich bei der OP fast verloren hätten. Die Plazenta wuchs während der Schwangerschaft in die Gebärmutter, dies konnte man erst während der OP feststellen und die Ärzte mussten schnell handeln. Mein damaliger Mann erzählte mir, dass immer wieder Schwestern mit Blutkonserven rein und raus gerannt sind. Es muss die Hölle für Ihn gewesen sein, völlig hilflos vor dem OP zu sitzen. Ich hatte überlebt und ich musste lernen, mit dieser Situation weiterzuleben, denn Finn mit seinen 1,5 Jahren wartete auf seine Mama. Leider hielt all das meine Ehe nicht aus und so trennte ich mich 10 Monate später von Finns Papa.

Recht schnell lernte ich daraufhin meinen jetzigen Partner Olli kennen und darüber bin ich unendlich dankbar. Leider können wir keine eigene kleine Familie mehr gründen, aber so ist es und man lernt es zu akzeptieren. Trotzdem freue ich mich wie verrückt für jede Frau, die schwanger ist. Diese kleinen Wesen sind ein so großes Geschenk und ich bin unglaublich dankbar, eines zu Hause zu haben.  In Zukunft möchte ich meine Liebe, von der noch so viel da ist, auch noch an andere Kinder weitergeben. Deshalb habe ich meinen sicheren Bürojob aufgegeben und eine Ausbildung als Tagesmutter absolviert.

Ich möchte Kinder um mich haben so wie es immer mein Plan war, so wie es immer mein Traum war. Es sind zwar nicht meine eigenen aber ich werde trotzdem so viel weitergeben können. Ich freue mich sehr auf diese Zeit. Tief in mir weiß ich, wenn sich eine Türe schließt, öffnet sich eine Neue. Ich versuche die Dinge positiv zu sehen, auch wenn es manchmal aussichtslos scheint. Es kommen wieder bessere Zeiten, es ergeben sich andere Wege. Im September geht es bei mir los mit 3 kleinen Zwergen und ich weiß jetzt schon, das wird eine aufregende und wunderschöne Zeit!

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Abschließend möchte ich gerne hinzufügen, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern hinsichtlich des Themas Kinderbetreuung eigentlich gar nicht so schlecht aufgestellt ist wie wir immer denken. “Willkommen im Kinderparadies Deutschland” ist zwar übertrieben, wenn man sich vor allem kinder- und betreuungsfreundliche Länder wie Schweden oder Dänemark anschaut – Länder, in denen ich meine Kinder gerne aufwachsen sehen würde. Aber schaut man z.B. mal in den USA, dann trifft das ehrlich gesagt doch zu. In den USA gibt es kein Kindergeld, kein Elterngeld und keine geförderten Kitaplätze. Kinderkriegen ist dort absolute Privatsache und das fängt bereits bei der Schwangerschaftsvorsorge an, die die Krankenkasse nicht übernimmt. Es gibt auch keinen Mutterschutz, maximal 12 Wochen unbezahlten Schwangerschaftsurlaub und für die Betreuung ihrer Kinder müssen die Amerikaner durchaus mit 10.000 € im Jahr rechnen. Trotzdem haben amerikanische Frauen mehr Kinder als deutsche und amerikanische Mütter machen eher Karriere als deutsche. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Alles Liebe

Janine

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1 Comment

  • Das macht mich sehr traurig, dein Schicksal trifft mich und weckt in mir Erinnerungen… Aber ich finde es toll, dass du so gefasst wieder alles im Griff hast und dich ganz bewusst für diesen Beruf entscheidest! Toll!!
    Wir konnten leider keine passende Tagesmutter finden, was aber weder am Angebot, noch an der Qualifizierung lag. Meine Kleine hatte bis vor drei Monaten noch große medizinische Einschränkungen und keine Tagesmutter traute sich dies zu (und die paar wenigen die es doch taten konnte ich nicht bezahlen). Tja, jetzt sind aus einem dann doch drei Jahre Elternzeit geworden und das Thema Kindergarten macht mir jetzt gewaltig Bauchschmerzen. Zum Glück klappt bis jetzt doch irgendwie alles, meiner Tochter taten die drei Jahre mit mir so gut und auch mir tut es unglaublich gut, finanziell wird alles eben etwas enger geschnallt, aber irgendwie schaukeln wir das… nur das Spielen mit Altersgenossen ist mir zu wenig. ich wäre so froh, wenn sie im Kindergarten endlich mehr mit Kindern spielen könnte.

    Ich wünsche dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft, wer weiß, vielleicht möchtet ihr ja irgendwann sogar noch ein Kind adoptieren?! <3

    Liebe Grüße
    Kathy

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