Von Glück, Elternsex und einer fast platzenden Lieblingsjeans – Zehn Milestones für die Muddi

Shit!! Das erste Jahr mit Baby ist wie im Fluge vergangen. Und es gab bislang so unfassbar viele zauberhafte Augenblicke, die ich per Kamera eingefangen, im Kopf abgespeichert oder mit Milestone-Karten untermalt habe. Nie werde ich den Tag vergessen, als sich Fred das erste mal gedreht hat, gebadet wurde oder ‚Mama‘ sagte. Hach… ♥

 

Und doch gibt es darüber hinaus noch ganz andere Augenblicke. Solche, die mir im Nachhinein ein Schmunzeln auf’s Gesicht zaubern. Situationen, die mich als Mama herausgefordert, fast zum verzweifeln gebracht und letztlich jedoch ziemlich geprägt haben. Hier meine zehn unvergesslichen Mama-Milestones:

 

1. das erste Mal vor Glück nicht atmen können 

Ich erinnere mich als sei es gestern gewesen. Direkt nachdem ich mein Kind geboren hatte, legte man ihn mir in die Arme. Dieses winzige, kleine Bündel. Die Tränen flossen mir nur so über meine Wange. Ich konnte weder sprechen, noch meinen Blick von diesem kleinen Etwas lösen. Ich wollten den Moment einfangen, ihn nie wieder loslassen. Aber befürchtete gleichzeitig, dass, wenn ich atmen würde, der Augenblicke, mit all seiner Schönheit an uns vorbei ziehen würde. Also verharrte ich, bis ich nach einigen Sekunden so sehr zitterte, dass man das Klappern meiner Zähne hören konnte. Der Männe musste das wohl bemerkt haben. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und erlöste mich dadurch irgendwie aus diesem schauderhaft, schönen Schauder.

 

2. das erste mal eine Windel gewechselt

Tatort Krankenhaus. Ein Donnern erfüllte unser Familienbettzimmer. Wow. Respekt, junger Mann! Musste ich anfangs noch etwas darüber schmunzeln, welch’ erstaunliche Geräusche so ein kleiner Körper produzieren kann, wurde mir jedoch schnell bewusst: Scheiße! Weißt Du ja überhaupt, wie man so eine Windel wechselt? Mist. Völlige Leere in meinem Kopf. Das Baby weinte bitterlich. Panisch drückte ich den Notfallknopf. Ich zählte die Sekunden bis die Schwester endlich den Raum betrat, sich kurz über mein Notfall-Gesuch amüsierte, mir jedoch schließlich half, meine erste Windel zu wechseln. Die Luft war erfüllt von Stolz – jajaaa, und zartem Babykacka-Muff.

 

3. das erste Mal mein Kind gestillt

Direkt nach der Geburt legte man mir mein Baby an die Brust. Nix passierte! Während das Kind wie am Spieß schrie, fühlte ich mich wie ein Versager.
Ich versuchte es ja, aber es klappte einfach nicht. Ich solle mir keine Gedanken mache, wir bekämen das schon hin, beteuert die Schwester. Während der nächsten Tage im Krankenhaus versuchten wir es immer und immer wieder. Fehlanzeige. Ich verließ das Krankenhaus mit einer elektrischen Milchpumpe. Zuhause pumpte und weinte ich gleichzeitig, und das alle zwei Stunden. Katastrophe. Meine Hebamme staunt nicht schlecht, als ich ihr sage ich wolle abstillen. Es funktioniere bei mir halt einfach nicht! Sie nahm mich in den Arm, sagte es sei ok wenn ich das so wollte und schaffte es trotzdem irgendwie, Fred und seine neue Nahrungsquelle Möppi miteinander vertraut zu machen. Ich hatte es zu dem Zeitpunkt bereits nicht mehr für möglich gehalten, dass es klappen könnte. Als mein Baby das erste mal trinkt, weine ich vor Glück.

 

4. der erste Elternsex

Oh ha! Es musste erst einige Wochen vergehen, bis ich mir wieder etwaige körperliche Aktivitäten zutrauen konnte. Und wisst ihr was? Ich war echt scheiße aufgeregt! Mit immer noch mindestens 15 Kilogramm mehr auf den Hüften (und Beinen! und Po!) kramte ich aus der hintersten Ecke meiner Unterwäscheschublade ein Höschen raus, um meinen heißgeliebten und überaus bequemen XXL-Omaschüppis mal einen Abend Ruhe zu gönnen und musterte mich im Spiegel. Shit!! Mein Bauch sah ausgebeult aus, mit meiner Beinbehaarung hätte einem Yeti Konkurrenz machen können und meine Möppis waren während der letzten Wochen zu äußerst erfolgreichen Nahrungsmittellieferanten mutiert. Not so sexy!

Außerdem dachte ich daran, dass der Männe ja während der ganzen Geburt anwesend gewesen war. Nicht nur, dass ich Angst hatte, es könne sich anders anfühlen, hatte er das nicht vielleicht auch?! Wie verstörend war die Geburt für ihn gewesen? Sah er mich jetzt nur noch als Mutter seines Sohnes an? Ist neben all dem Stress, der Müdigkeit, den permanenten Sorgen überhaupt noch Platz für sowas wie Sex? Was soll ich sagen, an dem Abend passierte nichts. Es brauchte noch einige Gespräche, bis ich soweit war. Aber das tat uns beiden ganz gut. Wie es dann im Endeffekt war? Hrhr. Sagen wir mal so: Wenn man es erst einmal drauf geschafft hat, ist’s ein wenig  wie Fahrradfahren. Aber Rest ist schweigen, ja?

 

 5. den ersten Brei gekocht

Nachdem ich diverse Lektüren durchgearbeitet, Onlineplattformen gecheckt und Foren durchforstet hatte, fühlte ich mich entsprechend vorbereitet, Fred seinen ersten Brei zu kochen.
Vorab sei vielleicht noch zu erwähnen, dass ich  Kochen hasse! Hab’ da absolut kein Händchen für. Das einzige was ich ansatzweise beherrsche ist Gemüse mit Reis (oder wie der Männe liebevoll zu sagen pflegt: „Scheiße mit Reis“). Wie dem auch sei, für meinen Sohn wollte ich es wenigstens versuchen. Auf das Gramm genau wog ich die einzelnen Zutaten ab, auf die Sekunde genau ließ ich alles köcheln. Mir war ganz flau im Magen, als ich den Löffel in Richtung meines Sohnes bewegte. Sein Schmatzen signalisierte mir, dass es ihm zu schmecken scheint. Ich will nicht übertreiben, aber ich denke, in dem Augenblick fiel mir ein kleiner Stein vom Herzen…

 

6. das erste Mal vom Kind getrennt

Sechs Wochen nach der Geburt stand der Nachsorge-Termin bei meinem Frauenarzt an. Ich entschloss mich dazu, diesen ohne mein Baby wahrzunehmen. Insgeheim dachte ich mir, es täte mir ja vielleicht ganz gut, mal wieder alleine unterwegs zu sein. Doch sobald ich die Türschwelle überschritten hatte, ohne Baby wohlgemerkt, war mir so, als hätte ich etwas essentielles vergessen. Ich meine damit nicht ein Handy oder den Haustürschlüssel. Es war vielmehr, als würde mir ein Bein fehlen. Als hätte ich ein Stück meiner Seele daheim gelassen. Einen Teil meines Herzens verloren. Ich weiß noch, dass es mir damals fast unmöglich erschien, den Weg zu bestreiten. Es tat sooo weh. Aber fühlte sich gleichzeitig auch irgendwie ein ganz klein wenig gut an. Verrückt, oder?

 

7. der erste Schluck Alkohol 

Wuaaaa, wie ich mich freute, nach fast eineinhalb Jahren des Verzichts. Ich hob das Glas, nahm einen Schluck. Mhhh. Kannste sagen nix. Schmeckte wieder gut. Wie konnte ich das nur monatelang vernachlässigen? Noch einen Schluck. Oops. Lallte ich etwa schon? Peinlich. Egal. Hach. Wie gut sich das anfühlte. Noch einen letzten Schluck. Zack. Oops. Betrunken. Wie entspannt das Leben doch sein kann.

 

8. das erste Mal in die alte Lieblingsjeans passen

Um wieder in meine alte Lieblingsjeans zu passen, musste ich mich auf’s Bett legen, einen Bauchwegschlüppi drunterziehen, die Luft für einige Sekunden anhalten und in einem Akt roher Gewalt die Hose über meine leicht ausgedehnten Hüften ziehen. Aber: Bäm! Sie saß! Ok, ich gebe zu: Sie saß verdammt eng, quasi wie reingeschossen. Mir wurde zudem leicht übel und ich hatte Angst mich zu bücken. Aber: SIE PASSTE! Ich zog Fred schnell an und wir verließen das Haus. Während ich ihn durch die City schob und fühle mich wie eine Heldin!

9. der erste Flirt

Ich war mal wieder mit meinem Kleinen unterwegs. Fred saß heiter beglückt in seinem Kinderwagen und musterte seine Umwelt – stets darauf gewappnet, jeden, der ihn anblickt, mit seinem zahnlosen Grinsen zu verzaubern – als ich plötzlich bemerkte, wie man mich musterte. Wow, was geht? Checkte der Typ gegenüber in der Bahn mich etwa ab? Ich war ehrlich gesagt ziemlich verwundert, fühlte mich jedoch irgendwie peinlich erregt. Darf man(n) das überhaupt? Eine Mama mit Kinderwagen anflirten? Perversling! In dem Augenblick hätte genauso gut ein Exhibitionist vor mir stehen können! Mir ist zwar durchaus bewusst, dass beim Flirten ja eigentlich nichts dabei ist, trotzdem blickte ich verschämt nach unten. Wisst ihr, in meiner Rolle als Mutter fühlte ich mich inzwischen sicher, in dieser Rolle hier definitiv nicht! Nicht oder nur „noch nicht“?! Keine Ahnung. Als der Typ ausstieg, blickte ich ihm kurz hinterher. Nur um zu gucken ob er guckt. Tat er. Oops. Während sich mein Gesicht dezent rot verfärbte, schaute mich die ältere Dame gegenüber argwöhnisch an und schüttelt ihren Kopf.


10. das erste Mal deine eigenen Prinzipien über Bord werfen

Ich würde mich niemals als Übermutter oder Helikopter-Mom bezeichnen. Dennoch gibt es für mich eine Reihe von No-Go’s und Prinzipien, die man in der Kindererziehung vermeiden, beziehungsweise beachten sollte.

Dazu gehören beispielsweise das Vermeiden von Zucker oder Fernsehen oder das Einhalten fester Zeiten und Rituale, usw., so zumindest die Experten hinsichtlich der Erziehung eines Babys. Aber mal unter uns, wie viele der ach so tollen Experten haben selber Kinder, die gleichzeitig zahnen, im Schub sind und ihre Grenzen austesten wollen?! Ganz genau! Talk to my hand! Und so kam der Tag, als Fred mal wieder nur weinte, ich jedoch einen Termin wahrnehmen musste und hart im Stress war. Uff. Die Nerven lagen irgendwann blank. Kurzerhand schaltete ich den Fernseher an, platzierte den Hochstuhl gezielt davor, bat dem völlig verblüfften Jungen einen Schokokeks und mir eine Weinschorle an. Volles Programm Rabenmutter. Unter uns, zuvor vergewisserte ich mich natürlich, dass unsere Vorhänge auch alle zugezogen waren.

Es war mir im Nachhinein so unangenehm, so dass ich es abends gleich dem Männe gesteckt habe. Der alte Halunke musste allerdings nur laut lachen und gestand mir schließlich, das es ihm bereits des Öfteren nicht anders erging. Ach, was soll’s, wir sind halt alle nur Menschen…

 

Haut rein, ihr Raketen!

❌❤❌❤, eure Mimi

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2 Comments

  • Hey Mimi, genial geschrieben! Ich mag deine Art und deinen Schreibstiel 🙂
    Hab nun frisch mit bloggen angefangen und schreibe auch über solche Dinge (habe es zumindest vor).

    Lieben Gruß da lass!

    Yvonne

  • Hi Yvonne,
    wie lieb von dir! Danke! Oh, hey, wünsch dir ganz viel Erfolg und Freude mit dem Bloggen, werd mal zu dir rüber hüpfen :-))
    Liebe Grüße, Mimi

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