Das Wort “entfolgen” gibt es gar nicht

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Liken und nicht liken. Folgen und entfolgen. Irgendwie lächerliche Indikatoren zur Bewertung von Sympathie, aber doch die einzigen die in den Sozialen Netzwerken existieren und dafür muss man sich manchmal ein ganz schön dickes Fell aneignen.

Eigentlich wollte ich dieses Thema gar nicht ansprechen und hatte schon damit begonnen, einen anderen Beitrag zu schreiben. Aber dann habe ich mich letzte Woche mit einem lieben Freund getroffen und war tatsächlich kurz überrascht – ein für mich eher seltenes Phänomen…

Mein Freund, nennen wir ihn doch einfach mal Felix, hat zwar einen Instagram Account, ist aber kein passionierter User, sondern eher stiller Beobachter.  Während unseres Gesprächs sind wir auf Sinn und Unsinn der Social Media zu sprechen gekommen und auf seine Nachfrage hin versuchte ich ihm zu erklären, wie Instagram aus meiner Sicht funktioniert, warum ich da doch recht viel Zeit reinstecke und wie ich Instagram derzeit empfinde. Ich erzählte ihm, dass ich aktuell etwas traurig bin, weil mir ein paar lieb gewonnene Accounts entfolgt sind ohne dass ich so recht weiß, warum eigentlich und er fing an zu lachen. Mein Blick muss Bände gesprochen haben, denn er hatte sich wirklich schnell wieder unter Kontrolle und sagte “, Sorry, aber entfolgen? Das habe ich ja noch nie gehört. Das Wort gibt es nicht.”

Das gibt es gar nicht? Wie kann denn ein Wort, das in meinem Wortschatz und im Rahmen der Instakommunikation (#daswortgibtesübrigensauchnicht) gang und gebe ist, gar nicht existieren? Wenn ich jemandem folge, dann kann ich ihm doch auch wieder entfolgen, Oder nicht? Was mache ich denn sonst, wenn ich jemandem mich als Follower entziehe? Wieder zu Hause habe ich gleich mal Google Duden aufgerufen und Felix hat absolut Recht. “entfolgen” ist im aktuellen deutschen Wortschatz kein existierendes Verb – was die Sache gleich noch viel unsinniger macht als es das inhaltlich eh schon ist.

Es gibt sie, diese professionellen “Entfolger”, die Dir einen Tag folgen und dann plötzlich schon am nächsten nicht mehr. Das passiert sehr gerne auch mehrfach hintereinander und ich vermute, das tun sie nur, um Deine Aufmerksamkeit zu erwecken. Damit man ihnen zurückfolgt (#undauchdasistkeinwort). Inzwischen fällt mir das kaum noch auf oder vielleicht achte ich auch einfach gar nicht mehr darauf, aber gerade im kleineren Followerbereich gab es bei mir sehr große Tagesschwankungen. Verstanden habe ich das nie, denn mein Account ist öffentlich und bevor ich jemandem folge beschäftige ich mich natürlich erstmal eine Weile mit dem Account und der dazugehörigen Person dahinter, so dass es gar keinen Grund gibt, direkt am nächsten Tage wieder zu entfolgen.

Warum folge ich denn überhaupt einem Account? Weil ich das Thema mag, weil ich die Fotos mag, weil ich Information oder Inspiration dort finde, weil die Person sympathisch rüberkommt, weil ich die Texte unterhaltsam finde oder auch ganz banal einfach nur, weil ich die Person kenne oder auch schon mal im realen Leben getroffen habe. Und warum entfolge (#dasunwort) ich denn dann überhaupt jemandem wieder? Dafür habe ich im Wesentlichen 3 Gründe:

  • Mit Instagram habe ich während meiner Schwangerschaft begonnen und mein Hauptinteresse bestand zu der Zeit an Babyklamotten und Babyaccessoires. Also bin ich zig Accounts gefolgt, von denen ganz viele aus Australien kamen. Alle Babies in Australien müssen unglaublich süß gekleidet sein, aber für mich war es zu frustrierend, diese Klamotten nicht oder nur unter zu großem Aufwand zu bekommen. Also bin ich wieder entfolgt. Aber auch von vielen anderen Brand-Accounts habe ich mich zwischenzeitlich wieder “getrennt”, denn ich bin so ein #instamademebuyit Opfer und das ist auf Dauer einfach zu teuer. Weniger Inspiration, weniger Kosten.
  • Ein weiterer Grund kann der sein, dass sich ein Account inhaltlich oder visuell so sehr verändert, dass mir dazu der thematische Bezug fehlt oder ich mich mit dem Account und der Person ganz einfach nicht mehr identifizieren kann oder möchte.
  • Als letzten Grund möchte ich noch benennen, dass Instagram für mich auch immer noch ein Ort der Kommunikation und für den Austausch ist. Natürlich schafft man es nicht, mit jeder Person ständig in Kontakt zu stehen, auf alle Kommentare zu antworten oder jedes Foto zu liken (#daswortgibtesbestimmtauchnicht). Das kriege ich mal mehr mal weniger erfolgreich hin, aber in erster Linie bin ich eine berufstätige Frau und Mutter (#alleinerziehendmitmann), die nicht den ganzen Tag mit dem Handy vor dem Gesicht ihres Kindes rumwedeln möchte und ganz ehrlich gesagt, das mache ich schon viel zu häufig. Also versuche ich eine gewisse Anonymität innerhalb meines Accounts zu vermeiden, indem ich die Anzahl der Profile, denen ich folge, unter Kontrolle halte, um nicht ein komplett kommunikationsloser Account zu werden.

Ihr seht also, ohne emotionale Bindung habe auch ich überhaupt kein Problem damit, irgendwelchen Accounts zu entfolgen (!) und machen wir uns doch bitte nichts vor. Instagram ist ein virtueller Kanal, über den man digital mit Menschen in Kontakt tritt, von denen man die meisten in seinem Leben noch nie getroffen hat und vielleicht auch niemals real treffen wird (#ausnahmengibteszumglückimmer). Jeder kann jedem folgen und entfolgen wie er es möchte und muss sich dafür natürlich auch nicht und in keiner Weise rechtfertigen oder gar entschuldigen. Folgen und entfolgen ist wie leben und leben lassen – so weit in der Theorie. Wäre da nicht dieser kleiner emotionale Stachel, der doch viel mehr weh tun kann als man jemals gedacht hätte und der dann zusticht, wenn es sich bei dem Entfolger (#daswortgibtesdefinitivnicht) um ein vermeintlich lieb gewonnenes Profil handelt.

Jawohl, das passiert auch mir und zwar bislang genau 5 mal. Und ja, es trifft mich so sehr, dass ich mitzähle und ich mache es ganz kurz. Für mich ist ein lieb gewonnenes Profil eine Person, mit der ich – vielleicht sogar auch schon außerhalb der Social Media Plattformen – mal mehr mal weniger regelmäßig kommuniziert oder sogar schon realen, persönlichen Kontakt hatte. Diese Kriterien plus der etwas weiter oben benannten Gründe, warum ich einem Profil initial überhaupt folge, bedeuten für mich, dass ich dieser Person niemals entfolgen (!) würde. Kurz zusammengefasst, wenn ich jemanden mag und sympathisch finde, dann entfolge (!) ich nicht einfach und verschwinde wortlos. Wenn mir also jemand entfolgt bedeutet das in der logischen Konsequenz, dass vielleicht sogar nie Sympathie existierte und das lässt mich leider überhaupt gar nicht kalt (#abericharbeitedaran).

Nein, ich bin keiner der 5 Personen, die mir nicht mehr folgen, entfolgt (!) und das werde ich auch nicht tun. Denn ich bin immer noch an der Person und ihrem Leben interessiert und möchte auch weiterhin mitbekommen wie ihre Babies groß werden – denn darum geht es ja in den meisten unserer Accounts. Um unsere Kinder!

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