Zwei Mamas und ein Kind

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Am 30.06.2017 wurde in Deutschland die Ehe für Alle beschlossen.

Eine Entscheidung, die im Wesentlichen Einfluss auf das Adoptionsrecht hat: Bislang dürfen schwule oder lesbische Paare ein Kind nämlich nicht gemeinsam adoptieren und genau das wird künftig möglich sein. Eine Entscheidung, die meiner Meinung nach auch dringend notwendig war, denn wir leben im Jahr 2017. Viele meiner Freunde sind schwul und mir tun die leid, die nach wie vor nicht öffentlich dazu stehen wollen oder können – aus welchen Gründen auch immer. Selbstverständlich respektiere ich traditionelle oder auch religiöse Hintergründe, die dieser Lebensweise nicht offen gegenüber stehen, aber inzwischen sollte es bei jedem Menschen angekommen sein, dass es egal ist, ob ein Mensch seine Sexualität homo, hetero oder bi auslebt – hauptsache er ist glücklich!

Aber auch schon heute gibt es gleichgeschlechtliche Partner, die mit Kindern leben – sogenannte Regenbogenfamilien. Amtliche Statistiken dazu gibt es nicht, aber Schätzungen belaufen sich auf ca. 8.500 Kinder in Deutschland. In den meisten Fällen stammen die Kinder dann aus früheren heterosexuellen Ehen und Partnerschaften eines Elternteils, aber zunehmend entscheiden sich auch jüngere Lesben und Schwule für ein Leben mit Kindern und realisieren ihren Wunsch durch künstliche Befruchtung oder auch Adoption (bislang als Einzelperson). Eine weitere Möglichkeit für homosexuelle Paare ist es, im Rahmen der Hilfen zur Erziehung die Vollzeitpflege für Kinder zu übernehmen, die aus verschiedensten Gründen nicht in ihren leiblichen Familien leben können.

Darüber, wie wertvoll diese Familien – egal ob gleichgeschlechtlich oder nicht – für Kinder sein können, die es in ihren eigenen Familien einfach nicht gut hätten, brauchen wir wohl nicht zu reden. Und leider gibt es davon in Deutschland sehr sehr viele. Was also schadet den Kindern wohl mehr? In einer zerütteten heterosexuell orientierten Familie zu leben, in denen sie eventuell sogar misshandelt werden oder die Möglichkeit zu bekommen, in einer liebevollen Familie aufzuwachsen, auch dann oder vielleicht sogar auch gerade dann, wenn es sich dabei um ein gleichgeschlechtliches Paar handelt? Ist es nicht eher so, dass lediglich das Umfeld dem Kind suggeriert, dass diese Art Regenbogenfamilie nicht “ganz normal” sei obwohl es das für das Kind ist?

Wir haben die Chance genutzt und eine sehr liebe Regenbogenfamilie darum gebeten, uns mal ein paar Worte aus ihrer Sicht zu diesem Thema zukommen zu lassen!

Danke für diesen Beitrag, ihr lieben Frau & Frau W!

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GASTBEITRAG

Unser Sohn hat zwei Mütter. Mama und Mami.

 

Für ihn ist das völlig normal. Für andere Menschen dagegen nicht. Ob unserem Kind nicht der Vater fehlen würde, werden wir dann gefragt. Ehrlich gesagt, haben wir uns darüber noch keine Gedanken gemacht. Warum auch. Unser Kleiner wächst in einer Familie voller Liebe, Geborgenheit und großer Fürsorge auf. Er hat zwei Menschen, denen er bedingungslos vertraut und auf die er sich sein ganzes Leben verlassen kann. Was braucht ein Kind mehr um glücklich aufzuwachsen? Eigentlich nichts. Und doch ist das traditionelle Familienmodell Mutter- Vater- Kind in den Köpfen der Menschen fest verankert.

Nach wie vor werden Rollen Geschlechtern zugeschrieben. Aber wer sagt denn, dass eine Mutter ihrem Sohn nicht auch beibringen kann, wie man an Autos schraubt oder den Bohrhammer schwingt?

Seit zweieinhalb Jahren sind wir jetzt Eltern. Eine Rollenverteilung gibt es bei uns nicht. Eher hat sich mit der Zeit herauskristallisiert, mit WEM unser Kind WAS am liebsten macht. Anja ist die “Action”- Mama. Mit ihr tobt unser Sohn mehr herum, erlebt gern verrückte Abenteuer, besteht Mutproben und zaubert köstliche Menüs. Nicole ist dagegen die “Wellness”- Mami. Zu ihr kommt unser Kind vor allem wenn es kuscheln will oder Trost braucht, Sicherheit benötigt oder zur Ruhe kommen möchte. Diese Rollen haben wir uns nicht ausgesucht. Vielmehr spiegelt uns unser Sohn und nimmt sich von jedem Elternteil genau das, was er eben braucht. Okay. Wir werden ihm wohl nie zeigen können wie man im Stehen an einen Baum pinkelt oder sich den Bart rasiert. Aber dafür haben wir tolle Männer in unserem Familien- und Freundeskreis, die ihm diese Sachen liebend gern beibringen werden.

“Und was macht ihr, wenn euer Kind gehänselt wird, weil es zwei Mütter hat?” Auch so eine Frage, die wir hin und wieder gestellt bekommen. Dazu müssen wir etwas weiter ausholen. Denn bisher sind wir noch nie diskriminiert worden. Weder als Liebespaar, noch als Regenbogenfamilie. Das ist ein großes Glück. Gut. Nun leben wir auch in Berlin. Gleichgeschlechtliche Paare mit Kind sieht man hier sehr viel häufiger als in anderen Städten. Die gefühlte Toleranz ist groß. Unser Sohn ist jetzt zweieinhalb. Er geht noch zur Tagesmama. Auch dort ist er herzlich aufgenommen worden. Dass er zwei Mamas hat, war zu keiner Zeit ein Thema. Sondern eine Selbstverständlichkeit. Vielleicht ändert sich das, wenn er in ein paar Jahren in die Schule kommt, wer weiß. Kinder können ja sehr hart und gemein zueinander sein. Anja zum Beispiel ist damals gehänselt worden, weil sie in der bayrischen Provinz Hochdeutsch sprach. Ihr “schräger” Dialekt kam bei ihren Mitschülern so gar nicht gut an. Oder Nicole, die öfter schief angesehen wurde, weil sie aus einer Großfamilie mit fünf weiteren Geschwistern kommt und deswegen gern mal den Stempel „asozial“ bekam. Hat uns das geschadet? Vermutlich nicht. Denn wir gehen heute beide selbstbewusst und positiv durchs Leben.

Was wir damit sagen wollen ist: es wird immer Dinge geben, die anderen Menschen nicht in den Kram passen. Aber viel wichtiger ist es doch, wie man damit umgeht. Und da kommen wir als Eltern ins Spiel. Denn unsere Aufgabe ist es unseren Sohn stark zu machen. Ihm Selbstbewusstsein und vor allem Selbstvertrauen mit auf den Weg zu geben. Damit er emotional gewappnet ist für all diese Unwägbarkeiten des Lebens. Und dabei ist es so völlig egal, welches Geschlecht wir haben. Denn im Grunde genommen haben wir Eltern doch alle dasselbe Ziel: nämlich, dass aus unseren Kindern glückliche, starke, tolerante und emphatische Persönlichkeiten werden.

 

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Wenn ihr gerne noch etwas tiefer in den ganz normalen Alltag der lieben und dazu auch noch sehr unterhaltsamen Familie Frau & Frau W einsteigen möchtet, dann folgt ihnen doch auch auf diesen Kanälen:

 

 

Alles Liebe

eure Janine | new2berlin

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