Bereits während meiner Schwangerschaft war mir klar, dass es für meinen Mann und mich wichtig werden würde, einen Babysitter zu finden. Wir haben keine Familie im näheren Umfeld, die sich um unsere Tochter kümmern könnte und wir hatten ganz fest vor, auch mit Kind als Mann und Frau weiter zu existieren und nicht “nur noch” Eltern zu sein. Ganz abgesehen davon, dass ein Kind manchmal auch einfach fehl am Platz ist, wenn wir z.B. zu Geschäftsessen oder sonstigen Veranstaltungen eingeladen sind. In unserer Vorstellung verfügten wir also gleich über ein ganzes Babysitter-Netzwerk in Berlin und Wien, um ja sicherzustellen, dass bei Bedarf auch immer jemand verfügbar ist. Mein Mann sah in seinen Träumen glaube ich lauter junge, blonde und attraktive Frauen durch unser Haus tänzeln während ich dabei eher Kompetenz, Fürsorge und absolutes Vertrauen im Kopf hatte. Aber grundsätzlich waren wir uns einig und der Plan stand. Und dann ist das Baby plötzlich da und – wie immer – kam alles ganz anders als erwartet.
Kaum hielt ich unser bezauberndes Baby in den Armen war der Gedanke an einen Babysitter auch schon verschwunden. Wer auf dieser Welt könnte denn bitte gut genug sein, um sich um unsere Tochter zu kümmern? Dieses Gefühl hielt naturgetrieben auch die ersten Monate an bis mich plötzlich aus heiterem Himmel eine richtig fiese Erkältung erwischte. Ich hatte Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Kopfschmerzen – also ich würde schon fast sagen, ich hatte einen richtigen Männerschnupfen und keiner war da, der mir die Kleine mal hätte abnehmen können. Was hätte ich für eine Stunde Erholung gegeben! Wir alle wissen, alleine krank sein ist schon doof, alleine mit Baby ist es aber noch doofer und ich hatte ja nicht mal einen Mann, der abends nach Hause kam. Ich quälte mich also irgendwie da durch und fing in Gedanken schon einmal an, die verschiedenen Babysitter-Optionen zu durchdenken. Der nächste Anstoß erfolgte dann gleich ein paar Wochen später als ich einen wichtigen beruflichen Termin hätte wahrnehmen müssen, zu dem ich aber unmöglich mit Kind erscheinen konnte. Der erste Nestschutz war ganz offensichtlich vorbei und ich wieder bereit, in die Welt hinaus zu gehen. Ich wollte wieder arbeiten, mich endlich mal wieder entspannt mit Freundinnen treffen, einen Beautytag einlegen, mit meinem Mann entspannt in unserem Lieblingsrestaurant sitzen, in Ruhe shoppen oder einfach mal zum Friseur gehen. Aber wie? Erstens hatte ich keinen Babysitter und zweitens – und das war das eigentlich viel größere Hindernis für mich – stillte ich ja noch voll. Wer mir schon länger folgt, weiß, dass mein Baby niemals aus einer Flasche getrunken hat und glaubt mir, wir haben wirklich alles probiert – nicht, weil ich das Stillen nicht geliebt hätte – ganz im Gegenteil! Aber die Frage stellte sich ja sowieso nicht, denn für meine Tochter gab es nur die Brust oder gar nichts!
Der Wunsch nach etwas mehr Zweisamkeit und Frausein hier und da wurde zwar sehr schnell immer stärker, aber so richtig aktiv wurde ich dann doch irgendwie nicht. Wie findet man denn bitte auch einen perfekten Babysitter? Einen geringeren Anspruch kann man ja kaum haben, wenn man genau diesem das wichtigste dieser Welt anvertrauen möchte, das eigene Kind? Ich wollte einen Babysitter, dem man zu 100% vertrauen kann, den man gerne um sich hat, der ähnliche Wertvorstellungen verfolgt und vor allen Dingen, der Dein Kind liebt und den auch Dein Kind leiden kann? Flexibel sollte er sein, motiviert und kinderlieb. Die Freundinnen, die sich vor der Geburt großzügig als Babysitter angekündigt hatten, haben diesen Wunsch nie wieder geäußert und dauernd darum bitten wollte ich auch nicht. Die bekannten Portale (www.betreut.de, www.helpling.de, www.hallobabysitter.de, www.erstekinderbetreuung.de, etc.), bei denen man nicht weiß, wer wirklich hinter dem Profil auf der anderen Seite steckt, kamen selbst für mich digitales Kind nicht in Frage. Die einzige Plattform, mit der ich mich jetzt bei Bedarf noch einmal auseinandersetzen würde ist www.goodhands.eu weil ich letztens im Zug zufällig die Frau des Gründers kennengelernt habe, die selber 3 Kinder hat, ausgebildete Erzieherin und dazu auch noch supersympathisch ist. Mit der Inhaberin der Agentur Mary Poppins (www.agenturmarypoppins.de) habe ich persönlich gesprochen, aber die waren sehr teuer und für mich nicht flexibel genug. Ein Au Pair ist mir irgendwie zu nah dran und eine Haushälterin, die gleichermaßen perfekt den Haushalt führt wie auch liebevoll die Kinder betreut, ist mir noch nicht untergekommen. Eine Freundin von mir schwört auf die Anzeigen beim Studentenwerk und hat damit scheinbar richtig Glück gehabt. Da wir aber doch ziemlich weit außerhalb der City wohnen, ist die Auswahl hier einfach zu gering. Eine andere Freundin aus Wien hat ein ihr sympathisches, junges Mädchen (eine Studentin) einfach im Supermarkt angesprochen und ist damit jetzt schon ein paar Jahre glücklich. Tja und jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, wie wir denn nun eigentlich unseren perfekten Babysitter gefunden haben, aber ehrlich gesagt, daran solltet ihr euch bitte nicht orientieren, denn wir hatten in vielerlei Hinsicht einfach nur ganz viel Glück im Unglück.
Im letzten Jahr hatte ich einen Unfall, der mir leider nicht nur ein paar Tage auf der Intensivstation verschaffte (deshalb weiß ich auch, dass meine Tochter definitiv eine Flaschenhasserin ist, denn niemand hat es hinbekommen, ihr über einen alternativen Weg zu meiner Brust Flüssigkeit zukommen zu lassen), sondern mich auch darüber hinaus noch eine ganze Weile körperlich eingeschränkt hat. Eine befreundete Familie, die davon erfuhr, hat uns daraufhin ganz spontan angeboten, dass ihre Tochter uns doch unterstützen könnte. Jawohl, in unserem Alter stellen die Kinder unserer Freunde tatsächlich eine Option dar. Wenn ihr jetzt aber glaubt, dass ich ob dieses Angebots Luftsprünge gemacht habe (selbst wenn ich gekonnt hätte), der irrt. Ich musste mich erst einmal dazu durchringen, sie anzurufen und habe mich dann noch ca. 100x vergewissert, ob sie das auch wirklich möchte und zwar nicht nur, um ihren Eltern einen Gefallen zu tun. Mir ist es einfach generell sehr unangenehm, Hilfe anzunehmen und mir war klar, dass es ihr unangenehm wäre, dafür Geld zu nehmen. Gleichzeitig war es aber auch die beste Option, die ich mir vorstellen konnte und so wurden wir uns einig und Eliza & Greta ein Team.
Jetzt, ziemlich genau 1 Jahr später ist Eliza immer noch da. Nicht mehr nur sporadisch, sondern als fester Bestandteil unseres Lebens und Greta ist schon fast ein Teil ihrer Familie geworden, denn sie verbringt dort 2-3 Nachmittage / Woche direkt im Anschluss an die Kita. Wenn Eliza auftaucht bin ich meistens abgeschrieben – und das ist auch gut so, denn dann bin ich beruhigt, kann die Zeit für mich perfekt nutzen und genießen. So fröhlich mir meine Tochter zum Abschied zuwinkt, so groß ist auch die Freude, wenn sie abends wieder nach Hause kommt – und zwar auf beiden Seiten. Natürlich hätte ich mir den Umstand unseres Zusammenkommens gerne erspart, aber ganz ehrlich, ob ich sonst heute überhaupt einen Babysitter hätte, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, denn der Zeitpunkt, an dem wir auf Eliza gestoßen sind, war perfekt. Greta hat damals noch gar nicht gefremdelt (die Skepsis entwickelte sich erst mit zunehmenden Alter) und so haben sich die beiden unglaublich schnell miteinander angefreundet. Außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt zu keiner Sekunde das Gefühl, dass ich mein Kind abschieben würde, denn damals konnte ich mich ja ganz einfach nicht optimal um sie kümmern. Dieses Gefühl kam erst später einmal auf, als ich wieder vollständig genesen und Eliza immer noch da war. Aber nur ganz kurz und heute muss ich darüber lachen, denn auf Eliza verzichten möchte keiner von uns. Sie ist nicht nur unser perfekter Babysitter, sondern auch eine wirklich gute Freundin!
Wenn ich anderen Müttern erzähle, dass ich einen Babysitter habe, der regelmäßig auf Greta aufpasst, gibt es immer nur 2 Reaktionen: Die einen sind ein wenig „neidisch“, weil sie nicht so einen tollen Babysitter haben und die anderen finden es egoistisch, weil sie der Meinung sind, dass man sich doch gefälligst selbst um seine Kinder kümmern soll, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Aber was ist das denn bitte für eine Meinung? Als ob man sein Kind weniger liebt, nur weil man ihm nicht jede Sekunde seines Lebens schenkt. Ganz im Gegenteil, aus meiner Erfahrung heraus kann ich nur sagen, dass dieses Modell uns allen unglaublich gut tut! Ich bin viel ausgeglichener, mein Mann freut sich über Zeit nur mit mir und meine Tochter hat eine wundervolle dritte Bezugsperson, die mit ihr Dinge unternimmt, die ich als Mama vielleicht gar nicht mit ihr unternehmen würde. So lernt sie, auch anderen Menschen als uns zu vertrauen und sich zu öffnen und meiner Meinung nach sind das wesentliche Grundlagen für ein glückliches Leben. Früher war das einfach! Familien haben zusammengelebt – Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten und die Nachbarn waren auch noch da. Alle sind eingesprungen, wenn mal Not am Mann war und man hatte automatisch mehrere Bezugspersonen um sich herum als nur seine Eltern. Heute ist dieses Lebensmodell ja eher die Ausnahme. Erst vor kurzem hat Greta das erste Mal bei Eliza geschlafen, denn ich wollte nicht erst aus einer Notsituation heraus testen, ob das funktioniert und Greta sich wohlfühlt. Aber auch das hat wunderbar geklappt. Letztes Wochenende war Eliza mit uns in Wien und im Sommer geht es gemeinsam in den Urlaub. Wir sind mehr als glücklich so wie es ist und ich kann nur jedem empfehlen, wenn es irgendwie geht und das Kind es mitmacht, sich einen Babysitter zu suchen – egal, ob es sich dabei um Verwandte oder Freunde handelt oder ob man sich einen Babysitter außerhalb dieser Grenzen sucht.
Da mich selber aber auch immer alle Seiten interessieren, habe ich Eliza ganz einfach mal ein paar Fragen gestellt.
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INTERVIEW
Job oder Leidenschaft
In einer Familie mit drei Geschwistern groß zu werden bedeutet, immer jemanden um sich zu haben. Ob Familie oder Freunde, ob jünger oder älter spielte dabei keine Rolle. Schon im Kindergarten kümmerte ich mich gerne um die kleineren Wesen und während meiner Schulzeit half ich in den Ferien immer gerne im Kindergarten aus. Ich schätze, die Affinität zu Kindern ist mir also irgendwie schon in die Wiege gelegt worden und Kinder waren seit jeher ein Teil meines Lebens. Zeit mit Kindern zu verbringen & sie zu betreuen ist für mich inzwischen zu einem wunderbaren Ausgleich zu meinem sonst recht hektischen Leben geworden. Für Kinder hat Zeit keine Bedeutung, sie machen sich keine Sorgen und leben stets das hier und jetzt. Sie sind unschuldig und verzaubern, ohne es zu wissen. Und das macht die Betreuung von Kindern so besonders.
Was macht aus Deiner Sicht einen guten Babysitter aus?
Müsste ich einen Babysitter für meine Kinder suchen, dann wäre es mir wichtig, dass er der beste Freund meiner Kinder ist. Ein Freund, der ihnen den Weg des Lebens aufzeigt, mit dem sie Hand in Hand durch ihren Alltag spazieren können, der mit ihnen Quatsch macht und trotzdem zeigt, wo es langgeht. Bei dem es Grenzen gibt, aber natürlich andere als bei den Eltern! Ein Babysitter hat die Chance sich gänzlich diesen kleinen Zauberwesen zu widmen, denn er muss sie nicht in seinen Alltag einbauen, so wie es die Eltern tun müssen, um nicht im Chaos zu versinken. Als Babysitter kann man den Alltag des Kindes viel aktiver mitgestalten, und ihm die Zeit (entfernt von seinen liebsten Menschen, seinen Eltern) so wunderbar, wie möglich zu gestalten. Wenn man diese Chance nutzt und es schafft, den Kindern die Zeit zu verzaubern, dann ist man für das Kind ein toller Babysitter, mit dem es gerne seine Zeit verbringt.
Dass Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Pflichtbewusstsein und vieles mehr ebenfalls Eigenschaften sind, die ein Babysitter aufweisen sollte – steht dabei außer Frage! Aber wer nur diese Eigenschaften hat, ist für mich nicht automatisch ein toller Babysitter.
Was ist Dir im Umgang mit den Eltern wichtig?
Eltern vertrauen mir ihr Kostbarstes an, ihr Ein und Alles, die Liebe Ihres Lebens – Ihre Kinder. Entsprechend ist mir gegenseitiges Vertrauen am allerwichtigsten im Umgang mit den Eltern. Ich möchte Ihnen eine Stütze sein und ihnen zu keiner Zeit das Gefühl vermitteln, dass sie sich Sorgen machen müssten, wenn ich mit Ihrem Kind unterwegs bin. Entsprechend halte ich sie immer auf dem Laufenden, versuche Ihre Gedanken und Gefühle zu beachten und ihnen ihre eventuellen Sorgen präventiv zu nehmen. Absolute No-Gos sind für mich Misstrauen, Einmischen in die Kindeserziehung oder gar Einmischen in die Beziehung der Eltern.
Wie würdest Little G. und Deine Beziehung zu ihr beschreiben?
Oh das wird jetzt eine kleine Liebeserklärung! Greta ist ein Zauberwesen. Mit jedem Tag schafft sie es, mich auf ein Neues und immer noch ein wenig mehr zu verzaubern. Sie ist immerzu fröhlich, weiß genau, was sie will und weiß charmant, wie sie es bekommen kann. Sie ist zutraulich und anhänglich und trotzdem rebellisch. Sie ruht nur selten, ist immer unterwegs und hat dabei immer gute Laune. Das Strahlen Ihrer Augen und das Lächeln auf ihren kleinen Lippen lässt mich einfach dahinschmelzen. Man kann mit ihr alles unternehmen und sie macht alles gerne mit. Ein absolutes Traumkind.
Ich würde sagen, wir sind ganz einfach Partners in Crime 😉
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Eliza, ich weiß, dass Du das liest und danke Dir für die Beantwortung der Fragen. Und natürlich erst recht für all Deine Zeit, Flexibilität, Geduld und Fürsorge für Greta!!! Wir können uns nur wünschen, dass Du uns noch lange verbunden bleibst, denn wir würden Dich sonst sehr vermissen!
Alles Liebe
Greta & Janine